Warum KANN Denken zu unterschiedlichen diametral entgegengesetzten weltanschaulichen Positionen führen?
Ich selbst, als Kind aufgewachsen und erzogen in einem liberalen christlichen Umfeld, habe beginnend mit etwa 14 Jahren in einem Denkprozess mich schrittweise zunächst von der "Ideologie" des Christentums abgewandt, um mich dann auch immer stärker "von Gott" zu entfernen, bis ich schließlich in einer dialektisch- materialistisch fundierten Weltanschauung angekommen war.
Von Anderen weiß ich, dass auch sie ihr anerzogenes religiöses Weltbild in einem Denkprozeß begannen zu hinterfragen und erheblich veränderten, allerdings dabei "Gott die Treue hielten" und lediglich sich in eine andere Glaubensrichtung mit unterschiedlichen Glaubensinhalten bewegt haben.
Wie sind also derartige widersprüchliche Denkresultate zu erklären?
@Call me Master
Mir ist schon klar, dass " diametral entgegengesetzt" streng genommen als eine Tautologie gilt, aber diese Formulierung wird auch als Redewendung verwandt, um die Unversöhnlichkeit zu unterstreichen, außerdem ist die Tautologie als Stilmittel durchaus akzeptiert.
Nun, dass Hinterfragen zur Veränderung von Auffassungen führen kann ist eine Binsenweisheit, davon bin ich ja ausgegangen, mich interessiert aber , WARUM die entsprechenden Denkprozesse sowohl von Gott wegführen , als auch bei Gott verweilen können, nur dass dieser Gott möglicherweise ein anderes Antlitz erhält.
@Innana
Danke für Deine Offenheit, ich weiß das sehr zu schätzen.
Und ich sage Dir ehrlich, mir tut es "in der Seele weh", wenn ich mir Dein erlebtes Schicksal vor Augen führe und ich kann Deinen Haß auf diese "heuchlerische Bande" verstehen, aber mir wurde in meiner Kindheit eine sehr liebevolle Erziehung zuteil, die sich nicht an religiösen Dogmen orientierte sondern am Beispiel des Jesus von Nazareth und aus der Sicht meiner persönlichen Erfahrung sage ich Dir heute als Atheist, das was Du erlebt hast, war nicht das Resultat eines gesunden Glaubens an Gott, sondern das menschenverachtende Handeln "religiöser Irrer".
Interessant ist natürlich, dass wir beide auf sehr unterschiedlichen Wegen uns von diesem "grausamen" Gott entfernt haben.
@Avalon
Ich stimme Deinem Beitrag grundsätzlich zu, nur weltanschauliche Fragestellungen sind außerordentlich komplexer Natur, wo es auch Gesichtspunkte gibt, bei denen formal logische Abhängigkeiten einer mathematischen Gleichung nicht greifen.
Das mit den "Wachsabdruck" gefällt mir und da haste auch sicher recht.
Ich greife aber auch hier auf die permanente Frage zurück, die mein "Lieblingsphilosoph" mir ans Herz gelegt hat, immer zu stellen- WARUM gibt der eine seinen Wachsabdruck auf und WARUM will sich der andere davon etwas erhalten.
Sorry, mein "Lieblingsphilosoph" ist Richard David Precht...hätte ich fast vergessen.
@Richard
Für meine Begriffe etwas zu viel Agitation und sehr wenig zur aufgeworfenen Frage.
Es ging nicht um die Bewertung derer, die den Glauben aufgeben, konfertieren oder in eine andere Konfession wechseln oder gar keiner Religion angehören, dennoch aber religiös sind, sondern warum sie eine solche Veränderung ihrer anerzogenen Spielart der Religiösität vornehmen.
@Alox
Ich danke Dir für die Belehrung in Sachen des Wesens des religiösen Glaubens sowie des Zusammenhangs von Rationalem und Religiösen, nur ist das für mich absolut nichts Neues und ich habe da in vielerlei Hinsicht als Außenstehender auch keine andere Auffassung als Du.
Für mich ist der individuelle religiöse Glaube des Menschen absolut legitim, er ist aus meiner Sicht Resultat und notwendiger Bestandteil der Evolution des Menschen und seines Bewußtseins in einer bestimmten Phase der Menschheitsentwicklung.
Die religiöse und nichtreligiöse Widerspiegelung der Wirklichkeit sind aus der Sicht ihrer Funktionalität hinsichtlich der geistig-ideellen Orientierung des Menschen gleichwertig.
Entscheidend ist dabei für mich, nicht was der Mensch denkt sondern was er tut.
Übrigens solltest Du mal über Dein antiquiertes "Dialektischen Materialismusbild" nachdenken, denn die Vorstellung, die Du offensichtlich da hast, ist eine Vorstellung vom "mechanischen Materialismus"- un
und Du "Schlitzohr" weißt das auch.
Ein Atheist, der den Menschen als eine Maschine betrachtet, hat nichts vom dialektischen Materialismus und der Evolution verstanden.
Und nochwas, ich habe tief, ehrlich und gewissenhaft geglaubt, aber nicht blind und ich habe 10 Jahre gebraucht, um durch zu sein, um mit mir weltanschaulich im Reinen zu sein.
Du hast recht, Glauben kann man nicht erdenken, der beruht auf einem Gefühl, aber das Denken kann dazu führen, dass man beim Glauben "verunglückt".
@Badenixe
Mir gefällt Dein recht allgemein gehaltener Beitrag sehr gut und es gibt meines Erachtens daran auch nichts auszusetzen.
Ich sehe es auch so, dass das absolut freie Denken des Menschen eine Illusion ist, er vielmehr immer im "Kontext des Vorhandenen" denkt- ich nenne es "Rahmen", der sowohl offen aber auch geschlossen sein kann - und dieser Rahmen wird nach meiner Überzeugung entscheidend von den Grundprämissen der weltanschaulichen Befindlichkeit bestimmt, wobei sowohl Gläubige als auch Nichtgläubige einen "offenen Rahmen" haben können und umgekehrt.
@Felix
Ich habe bei der Formulierung meiner Frage auch an Dich gedacht, weil Du Dir Deinen Glauben erhalten hast, natürlich anders als anerzogen, ganz im Gegensatz zu mir.
Ich habe Deine Antwort sehr gut verstanden und es gefällt mir, was ich da lese.
Für mich ist das eine ganz konkrete Untersetzung mit persönlichem Kolorid dessen, was @Badenixe geschrieben hat.
@Felix
Ich habe bei der Formulierung meiner Frage auch an Dich gedacht, weil Du Dir Deinen Glauben erhalten hast, natürlich anders als anerzogen, ganz im Gegensatz zu mir.
Ich habe Deine Antwort sehr gut verstanden und es gefällt mir, was ich da lese.
Für mich ist das eine ganz konkrete Untersetzung mit persönlichem Kolorid dessen, was @Badenixe geschrieben hat.
@KKS
Die Zeit, die der Menschheit bleibt, wird nicht ausreichen, um sich die absolute Wahrheit anzueignen, selbst dann nicht, wenn es ihr gelänge, dem drohenden "Untergang" der Menschheit - die Bedingungen auf unserer Erde, die Leben möglich machen sind wissenschaftlich belegbar zeitlich begrenzt - durch" Auswanderung" irgendwohin in unser Universum zu entfliehen.
Wir können uns Schritt für Schritt der absoluten Wahrheit annähern, aber erreichen werden wir sie nie.Möglicherweise gibt es sie nicht einmal und ihre Annahme ist der erkenntnistheoretischen Arroganz des Menschen geschuldet.Zumindest ist das meine Auffassung.