Warum KANN Denken zu unterschiedlichen diametral entgegengesetzten weltanschaulichen Positionen führen?

Ich selbst, als Kind aufgewachsen und erzogen in einem liberalen christlichen Umfeld, habe beginnend mit etwa 14 Jahren in einem Denkprozess mich schrittweise zunächst von der "Ideologie" des Christentums abgewandt, um mich dann auch immer stärker "von Gott" zu entfernen, bis ich schließlich in einer dialektisch- materialistisch fundierten Weltanschauung angekommen war.
Von Anderen weiß ich, dass auch sie ihr anerzogenes religiöses Weltbild in einem Denkprozeß begannen zu hinterfragen und erheblich veränderten, allerdings dabei "Gott die Treue hielten" und lediglich sich in eine andere Glaubensrichtung mit unterschiedlichen Glaubensinhalten bewegt haben.
Wie sind also derartige widersprüchliche Denkresultate zu erklären?

2013-11-20T07:55:41Z

@Call me Master
Mir ist schon klar, dass " diametral entgegengesetzt" streng genommen als eine Tautologie gilt, aber diese Formulierung wird auch als Redewendung verwandt, um die Unversöhnlichkeit zu unterstreichen, außerdem ist die Tautologie als Stilmittel durchaus akzeptiert.
Nun, dass Hinterfragen zur Veränderung von Auffassungen führen kann ist eine Binsenweisheit, davon bin ich ja ausgegangen, mich interessiert aber , WARUM die entsprechenden Denkprozesse sowohl von Gott wegführen , als auch bei Gott verweilen können, nur dass dieser Gott möglicherweise ein anderes Antlitz erhält.

2013-11-20T08:23:52Z

@Innana
Danke für Deine Offenheit, ich weiß das sehr zu schätzen.
Und ich sage Dir ehrlich, mir tut es "in der Seele weh", wenn ich mir Dein erlebtes Schicksal vor Augen führe und ich kann Deinen Haß auf diese "heuchlerische Bande" verstehen, aber mir wurde in meiner Kindheit eine sehr liebevolle Erziehung zuteil, die sich nicht an religiösen Dogmen orientierte sondern am Beispiel des Jesus von Nazareth und aus der Sicht meiner persönlichen Erfahrung sage ich Dir heute als Atheist, das was Du erlebt hast, war nicht das Resultat eines gesunden Glaubens an Gott, sondern das menschenverachtende Handeln "religiöser Irrer".
Interessant ist natürlich, dass wir beide auf sehr unterschiedlichen Wegen uns von diesem "grausamen" Gott entfernt haben.

2013-11-20T08:58:19Z

@Avalon
Ich stimme Deinem Beitrag grundsätzlich zu, nur weltanschauliche Fragestellungen sind außerordentlich komplexer Natur, wo es auch Gesichtspunkte gibt, bei denen formal logische Abhängigkeiten einer mathematischen Gleichung nicht greifen.
Das mit den "Wachsabdruck" gefällt mir und da haste auch sicher recht.
Ich greife aber auch hier auf die permanente Frage zurück, die mein "Lieblingsphilosoph" mir ans Herz gelegt hat, immer zu stellen- WARUM gibt der eine seinen Wachsabdruck auf und WARUM will sich der andere davon etwas erhalten.

2013-11-20T09:18:37Z

Sorry, mein "Lieblingsphilosoph" ist Richard David Precht...hätte ich fast vergessen.

2013-11-20T09:31:09Z

@Richard
Für meine Begriffe etwas zu viel Agitation und sehr wenig zur aufgeworfenen Frage.
Es ging nicht um die Bewertung derer, die den Glauben aufgeben, konfertieren oder in eine andere Konfession wechseln oder gar keiner Religion angehören, dennoch aber religiös sind, sondern warum sie eine solche Veränderung ihrer anerzogenen Spielart der Religiösität vornehmen.

2013-11-20T10:36:34Z

@Alox
Ich danke Dir für die Belehrung in Sachen des Wesens des religiösen Glaubens sowie des Zusammenhangs von Rationalem und Religiösen, nur ist das für mich absolut nichts Neues und ich habe da in vielerlei Hinsicht als Außenstehender auch keine andere Auffassung als Du.
Für mich ist der individuelle religiöse Glaube des Menschen absolut legitim, er ist aus meiner Sicht Resultat und notwendiger Bestandteil der Evolution des Menschen und seines Bewußtseins in einer bestimmten Phase der Menschheitsentwicklung.
Die religiöse und nichtreligiöse Widerspiegelung der Wirklichkeit sind aus der Sicht ihrer Funktionalität hinsichtlich der geistig-ideellen Orientierung des Menschen gleichwertig.
Entscheidend ist dabei für mich, nicht was der Mensch denkt sondern was er tut.
Übrigens solltest Du mal über Dein antiquiertes "Dialektischen Materialismusbild" nachdenken, denn die Vorstellung, die Du offensichtlich da hast, ist eine Vorstellung vom "mechanischen Materialismus"- un

2013-11-20T10:38:28Z

und Du "Schlitzohr" weißt das auch.
Ein Atheist, der den Menschen als eine Maschine betrachtet, hat nichts vom dialektischen Materialismus und der Evolution verstanden.
Und nochwas, ich habe tief, ehrlich und gewissenhaft geglaubt, aber nicht blind und ich habe 10 Jahre gebraucht, um durch zu sein, um mit mir weltanschaulich im Reinen zu sein.
Du hast recht, Glauben kann man nicht erdenken, der beruht auf einem Gefühl, aber das Denken kann dazu führen, dass man beim Glauben "verunglückt".

2013-11-21T12:35:10Z

@Badenixe
Mir gefällt Dein recht allgemein gehaltener Beitrag sehr gut und es gibt meines Erachtens daran auch nichts auszusetzen.
Ich sehe es auch so, dass das absolut freie Denken des Menschen eine Illusion ist, er vielmehr immer im "Kontext des Vorhandenen" denkt- ich nenne es "Rahmen", der sowohl offen aber auch geschlossen sein kann - und dieser Rahmen wird nach meiner Überzeugung entscheidend von den Grundprämissen der weltanschaulichen Befindlichkeit bestimmt, wobei sowohl Gläubige als auch Nichtgläubige einen "offenen Rahmen" haben können und umgekehrt.

2013-11-21T13:10:10Z

@Felix
Ich habe bei der Formulierung meiner Frage auch an Dich gedacht, weil Du Dir Deinen Glauben erhalten hast, natürlich anders als anerzogen, ganz im Gegensatz zu mir.
Ich habe Deine Antwort sehr gut verstanden und es gefällt mir, was ich da lese.
Für mich ist das eine ganz konkrete Untersetzung mit persönlichem Kolorid dessen, was @Badenixe geschrieben hat.

2013-11-21T13:10:28Z

@Felix
Ich habe bei der Formulierung meiner Frage auch an Dich gedacht, weil Du Dir Deinen Glauben erhalten hast, natürlich anders als anerzogen, ganz im Gegensatz zu mir.
Ich habe Deine Antwort sehr gut verstanden und es gefällt mir, was ich da lese.
Für mich ist das eine ganz konkrete Untersetzung mit persönlichem Kolorid dessen, was @Badenixe geschrieben hat.

2013-11-21T15:23:25Z

@KKS
Die Zeit, die der Menschheit bleibt, wird nicht ausreichen, um sich die absolute Wahrheit anzueignen, selbst dann nicht, wenn es ihr gelänge, dem drohenden "Untergang" der Menschheit - die Bedingungen auf unserer Erde, die Leben möglich machen sind wissenschaftlich belegbar zeitlich begrenzt - durch" Auswanderung" irgendwohin in unser Universum zu entfliehen.
Wir können uns Schritt für Schritt der absoluten Wahrheit annähern, aber erreichen werden wir sie nie.Möglicherweise gibt es sie nicht einmal und ihre Annahme ist der erkenntnistheoretischen Arroganz des Menschen geschuldet.Zumindest ist das meine Auffassung.

?2013-11-21T01:21:39Z

Beste Antwort

Du wirst dich nicht wundern, wenn ich mal wieder mit Hermann Hesse komme; aber nicht um ihn zu zitieren, sondern am Beispiel der Wirkung dieses Dichters auf mich, versuche ich, deine nicht einfache - aber gute - Frage zu beantworten.
Als ich ihn zum ersten Male las - vor fast vierzig Jahren - spürte ich eine elektrisierende Wirkung: "der Mann schreibt ja über dich", so war mein erster Gedanke. Alles, was er schrieb, war bereits in mir vorhanden, es "schlummerte", ohne dass ich es ahnte. Er hat mich also "geweckt", bestätigt und im Laufe der Jahre geistig beeinflusst - bis zum heutigen Tage. Immer, wenn ich "zu mir zurück kommen möchte", lese ich Hermann Hesse.
Andere, denen ich voller Begeisterung von dieser inneren Erfahrung erzählte, sie geradezu "aufforderte", ihn zu lesen, um das gleiche zu erfahren, fanden diesen Schriftsteller zutiefst langweilig und nichts sagend, einen "Neo-Romantiker", mittelmäßigen Heimatschriftsteller, esoterischen Spinner, weltfremden Literaten.
Und das waren weder dumme Menschen noch waren sie unsympathisch. Sie "tickten" nur anders, ihr Innenleben wurde nicht berührt, Hesses Schriften blieben ihnen schlicht fremd. Das musste ich erst einmal verdauen und begreifen lernen. Heute kann ich das verstehen.
Und da passt doch jetzt deine Frage: wie kann es zu so unterschiedlichen - ja diametral verschiedenen - Positionen kommen?
Es hat sicher viele Ursachen - auch die Lebenserfahrung, die Kindheitserlebnisse, der "Wachsabdruck" usw.
Ich meine, es habe etwas mit inneren "Schwingungen" zu tun: wir "erzittern" mit, wenn wir etwas hören, lesen, erfahren, weil wir in der "gleichen Tonart gebaut sind". Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes "berührt". So wie eine Trommel erzittert, wenn auf einer anderen Trommel der gleiche Ton angeschlagen wird.
Wem die "Schwingung" für eine höhere geistige Macht fehlt, den läßt der Glaube, die Religion völlig kalt. Das ist kein Vorwurf, sondern - soll ich sagen - "Naturgesetz".
Es hat etwas mit "Gleiches zieht Gleiches an" zu tun, wir lieben, was uns gleich ist - das andere tolerieren wir bestenfalls.

Ich bin jetzt nicht sicher, ob ich verstanden worden bin.

Anonym2013-11-21T00:20:00Z

Wieso verdrängt die Mehrheit der Menschen die Kausalität
von Ursache – Wirkungen – Folgen?
Zuerst ist immer die Ursache.

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen,
die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen!
Jesaja 5,20

Sie werden Rechenschaft geben müssen dem,
der bereit ist, zu richten die Lebenden und die Toten.
1.Petrus 4,5

Anonym2013-11-20T15:21:39Z

Na @Inanna, das lass ich doch mal sowas von gelten!!! Alle Achtung.

Muschimaus2013-11-20T07:24:09Z

Ich habe am eigenen Leib erfahren, was es heisst, religiös zu leben. Ich war ein Einzelkind.

Heute bin ich eine verpönte Katholikin und bin zur Erkenntnis gekommen, das die gesamte Christenheit aus Mördern, Totschlägern und Heuchler besteht.

Lieber werde ich heute als Abtrünnige, Ungläubige, Nymphomanin und geile perverse Hexe bezeichnet.

Anonym2013-11-20T04:24:41Z

Deine Überschrift ist eigentlich gar keine Frage sondern eine Feststellung, und das Fragezeichen zeugt lediglich von Deinem Protest.

______________________
Oki, aufgrund Deiner Antwort nun auch meine etwas andere:
Wer seine Konfession wechselt tut das weil er mit seiner ehemaligen nicht einverstanden ist denn sie hat ihn nicht zu diesem Gefühl gebracht das er jetzt, während oder kurz nach der Konversion erfahren hat.
Denn er wähnt ihm sei dies durch Gottes Zutun widerfahren wobei er sich jedoch im völligen Irrtum befindet, denn es sind seine eigenen Endorphine die ihm diese Streiche spielen, was er selbst nicht weiß, was man lange nicht wusste, sondern lediglich beobachtet hat und ausnutzt.
Dabei spielt es zuerst kaum eine Rolle welche Inhalte die neue Lehre hat, das erkennen die meisten erst später und oft zu spät, und leider steht am Ende oft Verzweiflung und völlige Ratlosigkeit, Angst und Furcht vor seiner Ermordung durch religiöse Irren wie z.B. im Islam, der die Tötung des sog. Abtrünnigen vorschreibt und dies Gerechtigkeit und Gottes Wort nennt.
Religion, das größte Verbrechen aller Zeiten.

Weitere Antworten anzeigen (12)