Wie können Leute einen solchen Schmarren ernsthaft glauben?
Bei allem Respekt... ich möchte keine Gläubigen beleidigen. Das erledigt bereits die Ideologie, an die sie glauben. Aber trotzdem... hier am Beispiel der Christlichen Lehre:
Stellt euch folgendes Szenario vor: Das Universum ist ungefähr 13,7 Milliarden Jahre alt. 13,7 Milliarden Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Länger, als es die Meisten von uns sich vorstellen können. Die Erde existiert als Planet seit ca. 4,6 Milliarden Jahren. Und seit rund 3,6 Milliarden Jahren gibt es Leben auf unserem Planeten. Nun gut, Gott hat laut Bibel also dieses Leben erschaffen. Anstatt dann jedoch zügig mit uns Menschen anzufangen, liess er die verschiedenen Lebewesen erst mal sehr, sehr lange ein wenig vor sich hindümpeln. Tatsächlich ist es so, dass bis heute rund 99%(!!!) aller Spezies, die jemals auf der Erde lebten, ausgestorben sind. Wir stellen also lediglich eine weitere Tiergattung in einer endlosen Reihe von Tiergattungen dar. Aber gut. Auf jeden Fall träumt und kreiert Gott also ein wenig vor sich hin... bis er vor gerade mal 100'000 Jahren die "geniale" Idee hat, den Homo Sapiens zu erschaffen. Also tut er das. Zack! Schon gibt es uns. Wie sich jedoch herausstellt, sind wir keine besonders friedfertige Spezies. Eigentlich hätte Gott das ja wissen müssen, denn er ist ja allwissend... mmmh... aber lassen wir diesen Widerspruch mal beiseite. Wir Menschen leben also vor uns hin, grösstenteils in extrem schwierigen Umständen. Die verschiedenen Stämme bekriegen sich und kämpfen um Macht, Frauen, Nahrung und wertvolle Gegenstände. Gerade die Schwächsten kommen dabei oft unter die Räder. Kinder und Frauen werden vergewaltigt und versklavt, Männer brutal getötet. Und wer nicht getötet wird, stirbt mit 25 oder 30 sowieso... zumeist an einer üblen Zahnkrankheit oder an Wundbrand, aufgrund einer schlimmen Verletzung. All das lässt unseren Gott völlig kalt. Er sitzt da, schaut dem Treiben ein wenig zu, dreht Däumchen. Und urplötzlich, nach 98'000 Jahren Kaltschnäuzigkeit ändert er seine Meinung und findet "Nee, das geht natürlich nicht so!". Also muss irgendwas passieren. Eine Veränderung! Nur... wie kriegt man das hin? Wie lässt man die Menschheit genesen? Nun, da gibts wohl keine bessere Möglichkeit, als irgendwo in der hintersten Pampa des nahen Ostens, wo zu dieser Zeit grösstenteils ungebildete, primitive Ziegenhirte mit archaischen Meinungen über die Welt leben, eine arme Jungfrau auszuwählen, die auf magische Weise einen Sohn gebärt. Idealerweise ist dieser Sohn auch der Sohn von Gott. Allerdings... ist er verwirrenderweise auch Gott selbst. Denn Gott hat eigentlich drei Persönlichkeiten. Also, manchmal auch nur Eine, aber dann wieder Drei... naja, ziemlich schizophren. Auf jeden Fall schafft Gott also diesen Ausweg aus dem Teufelskreis, in dem er sich selbst opfert. Und zwar... (es wird noch verwirrender): An sich selbst. Und naja... damit hat es sich für ihn dann eigentlich.
Abgesehen davon, dass es völlig abstrus und abwegig ist, weshalb ein Gott also all dieses Theater seit dem Urknall durchmachen würde, bloss um nach eeeeewigem Herumsitzen schliesslich eine unwichtige Trockennasenaffenart (den Homo Sapiens) zu kreieren und diese als Krönung seiner Schöpfung anzusehen, hat das Modell auch zutiefst faschistoide Züge: In all den Jahren vor Jesus geht es uns dreckig und Gott weiss das und tut bewusst nichts dagegen. Schliesslich inszeniert er die Idee mit Jesus und befreit uns damit von unseren "Sünden". Diese Sünden stammen, wenn man dem Gedankengang konsequent folgt, jedoch nicht von uns selbst, sondern Gott. Gott hat uns also bewusst fehlerhaft erschaffen, um uns nachher mit der Androhung der Hölle zu erpressen, ihm für die Reparatur dieser Fehler zu danken. Das ist etwa so, wie wenn euch einer einen kaputten Fernseher verkauft, nur um diesen danach ungefragt zu reparieren und euch mit der Erpressung, euch umzubringen, dazu zwingt, ihm als Dank für die Reparatur jeden Monat ein Bestechungsgeld zu schicken. Es fällt mir extrem schwer, eine solche Vorstellung als "friedfertig" oder einen solchen Gott als "gut" zu betrachten. Mich erinnert das eher an einen machtbessenen, sadistischen Diktator ähnlich dem Big Brother in 1984.
Deshalb also: Wie kann man diesen Schmarren ernsthaft glauben und ihn sogar noch gut finden?
@ reGnau: Der Homo Erectus und der Australopithecus sind lediglich evolutionäre Vorstufen des modernen Menschen. Der Homo Sapiens (wir) existiert dagegen erst seit rund 100'000 Jahren. Er ist das, was wir als "modernen Menschen" bezeichnen würden: Sowohl unser Frontallappen, als auch unsere Gehirnkapazität hat sich seit damals nicht mehr verändert und auch der Unterkiefer ist beinahe gleichgeblieben. In diesem Sinne bist es also eher du, die sich besser informieren sollte ;-)
Ausserdem: Du gehst von einem deistischen Konzept aus. Während ich Gründe nennen könnte, weshalb auch diese Idee höchst heikel ist, spielt das eigentlich keine Rolle, denn Bibel, Koran und Tora gehen alle von einer glasklar theistischen Perspektive mit einem personifizierten Gott aus.
@ aeneas: Auch in der Geschichte hat Appeasement nicht gut funktioniert :-). Aber im Ernst: Als Atheist wird man extrem schnell als "militant" bezeichnet, bloss weil man gewisse Dinge nicht toleriert. Dabei sagte doch schon Wilhelm Busch: "Toleranz ist gut - aber nicht gegenüber Intoleranten." Leider kann ich die Milliarden Gläubigen aus dieser Welt nicht einfach nach ihrer Façon leben lassen, weil sie auch uns Atheisten diese Freiheit nicht gewähren. Ich finde es interessant (und etwas traurig), dass man als Atheist stets zur Gelassenheit aufgerufen wird, obschon es so viele Gründe gibt, uns zu echauffieren! Es ist völlig okay, wenn du das anders siehst aber für mich gilt: Solange Menschen andere Menschen alleine wegen ihres Glaubens umbringen, solange islamistische Terroristen Züge attackieren und Flugzeuge in Hochhäuser fliegen, solange Christliche Fundamentalisten Abtreibungskliniken in die Luft sprengen, solange Millionen von kleinen Mädchen und Jungen weltweit
im Name der Religion an ihren Genitalien verstümmelt und mit grossen psychischen und körperlichen Schäden zurückgelassen werden, solange Christen in Uganda oder Namibia "Hexen" auspeitschen und lebendig auf Bergen von Autoreifen anzünden, solange Albinos von Christlichen Spinnern mit Macheten getötet und ihre Innereien als "Wundermittel" verkauft werden, solange Homosexuellen verweigert wird, als gleichberechtigte Bürger zu leben, solange Frauen weltweit verboten wird, über ihren eigenen Körper zu entscheiden, solange es keine Partei gibt, die meine Interessen als Atheist verteidigt, solange wir Atheisten von den Medien als komische Aussenseiter dargestellt werden, obwohl es mehr von uns gibt als Protestanten oder Katholiken in Deutschland, solange ich als Atheist Kirchensteuern zahlen muss oder solange z.B. Religionsunterricht ein Versetzungsfach ist, wie Savage schreibt - solange kann ich als Atheist nicht ruhen.