Eltern studiert - Tochter auf Realschule oder Hauptschule?

Hallo,

mein Mann und ich haben beide Abitur und studiert. Unsere zwei Söhne haben auch keine Probleme mit dem Schulstoff. Unsere Tochter war schon immer etwas langsamer, ist aber ein sehr liebenswerter Mensch und begreift einfach viele zwischenmenschliche Zusammenhänge schnell weil sie sich in andere Menschen reinverstetzen kann.

In Klasse 1-2 fanden wir es eher lustig, wie uns die KL immer erzählte das Mädchen sei an der Klassenspitze, weil uns die selbstgefällige Art ("ich kann jedes Kind perfekt einschätzen") schon lange auf die Nerven ging und wir ja dachten, dass wir unsere Tochter realistisch sehen. In der dritten Klasse mit mehr schriftlichen Noten kam unsere Tochter dann immer mehr unter Druck und wir hatten den Eindruck, dass man ihr quasi übel nahm (von Seiten der Schule) dass sie die frühere Einschätzung nicht erfüllte.

Nun, wir kamen zu der Überzeugung, dass sie auf jeden Fall nicht aufs Gymnasium kann. Aber unsere Umwelt signalisiert uns, dass man meint, wir würden uns zu wenig Mühe machen das Kind zu fördern. Die Lehrer leiten von unserer Einschätzung ab, wir würden unsere Tochter weniger gerne mögen.

Und zu guter Letzt leidet unsere Tochter einfach sehr darunter, dass den Brüdern alles zufliegt und sie sich mit viel Mühe auf einer guten 3 halten kann (wenn überhaupt). Ich finde aber, man muss bei einem Kind, dass sich selbst schon Stress macht und leidet nicht noch mehr Druck machen. Sonst finde ich aber, so ein Kind braucht doch Trost! Das ist doch für sie schwer, wenn der kleine Bruder ohne üben im Diktat 0 Fehler schreibt (vergleichbare Diktat-Länge eine Klassenstufe tiefer) und sie sich müht und nur eine 3- schafft. Der kleine Bruder aber die Woche vorher für sein Diktat eine kleine Belohnung (Comic) bekam und sie hat nur eine 3-. Ich hab ihr nun gesagt, dass mir klar ist, dass sie traurig ist und ich das toll finde, wie sie immer weiterkämpft und solche Fähigkeiten nunmal unfair verteilt sind, sie aber andere Stärken hat. Dazu habe ich ihr eine spezielle Schokolade mitgebracht die sie besonders mag und versucht sie zu ermutigen.

Aber das ganze Umfeld (Lehrer, Großeltern, Papa) finden einfach, sie solle sich mehr anstrengen und mehr üben.

Würde mich interessieren, wenn es hier andere Betroffene gibt bei denen die Erwartung der Umwelt an das Kind aufgrund der Bildung der Eltern entstanden ist und für das Kind eine Überforderung darstellt und wie ihr damit umgegangen seid.

Kimberly2012-09-03T05:36:06Z

Beste Antwort

Grausam .... ich kann das nicht lesen ohne wütend zu werden. Ja, es gibt Menschen die lernen schwerer. Hoffe sie hat eine glückliche Kindheit und bekommt nicht immer ihre Brüder unter die Nase gerieben.
Ich glaube, du hast ein Problem mit deiner Tochter.

Darkhound2012-09-03T07:53:25Z

Hi,
Du sagst es doch selber: Sie bemüht sich - und das ist schön. Dafür hat sie eben andere Qualitäten als ihre Brüder; ist doch auch etwas!
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie groß der elterliche "Erwartungsdruck" sein kann..., ich war auch der Erste aus der Familie, der Abitur gemacht und studiert hat. Demnach haben meine Eltern mich überall wie eine Art Trophäe ganz stolz herumgezeigt. Ganz ehrlich: Mitunter ging mir das absolut auf den S.ack! Überall kriegt man zu hören "unser Sohn! Der geht aufs Gymnasium und anschließend zur Uni!"
Aber war das wirklich auch MEIN Wunsch oder wollte ich nur meine Eltern zufrieden stellen?
Es kann nicht jeder Einstein sein - das finde ich auch gut so, denn ansonsten würde z.B. das gute, alte Handwerk (was ich sehr schätze!) aussterben.

Macht ihr bitte keinen Druck. Auch sie wird ganz bestimmt ihren Weg gehen!
Ermutige sie, dass sie weiter kämpft..., die Aktion mit der Schokolade fand ich auf jeden Fall super!

Anonym2012-09-03T05:20:53Z

Geh zum Psychologen

Anonym2012-09-03T01:09:13Z

woher kennt denn die "Umwelt" überhaupt den "Bildungsstand" der Eltern? Lauft ihr mit nem Schild um den Hals rum "ich habe studiert, bin total schlau" oder haut ihr sonst irgendwie damit auf die K*cke? Irgendwie ansehen wird man euch das ja vermutlich nicht falls ihr das nicht auf die Stirn tätowiert habt...

Nova2012-09-03T00:30:33Z

Hallo,

Sie sollten sich überlegen, ob Sie Ihre Tochter mal von einem entsprechenden Arzt oder Psychologen auf Legasthenie testen lassen wollen.

Legasthenie ist der Überbegriff für Lernschwäche, d.h. JEDE Form von Lernschwäche. Nicht nur Lese- oder Schreibschwäche, womit Legasthenie ja gerne vereinfacht gleichgesetzt wird.

Falls Sie an einer Lernschwäche leidet, kann nach der Diagnose ein gezieltes Training bzw. Lernprogramm aufgestellt werden, mit dessen Hilfe Ihrer Tochter das Lernen vielleicht weniger schwer fällt.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass es kein Makel ist, wenn ein Kind nicht auf's Gymnasium geht oder studiert. Es ist immer noch das Kind, das die Eltern (hoffentlich) lieben. Ihre Tochter braucht Ihre Unterstützung, und auch die Unterstützung ihres Vaters und der Großeltern.

Falls keine Lernschwäche diagnostiziert wird, müssen Sie alle als Familie lernen zu akzeptieren, dass Ihre Tochter einen anderen Weg einschlagen wird als den Richtung Studium.
Auch mit einer Mittleren reife stehen ihr viele Wege und Berufe offen. Nach Ihrem bericht eignet Ihre Tochter sich wohl für einen sozialen Beruf.

Alles Gute für Sie und Ihre Familie.

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