Gewinnen die PR-Agenturen den (Des-)informationskrieg?

Große internationale PR-Agenturen wie Burson-Marsteller streuen Zweifel durch gezielte Desinformationskampagnen, um z.B. die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums herunterzuspielen, die Klimaveränderung zu leugnen oder den Ruf mieser Regimes wie damals der argentinischen Militärjunta oder des rumänischen Diktators Nicolae Ceaușescu aufpolieren.

Sie tun dies im Auftrag finanziell potenter Geldgeber wie z.B. der Tabakindustrie oder der fossilen Energiebranche und verwenden dabei unfaire Methoden wie z.B. an die Presse lancierten pseudowissenschaftlichen Studien, gemieteten Demonstranten oder Manipulationen auf Seiten wie Wikipedia.

Die dem gegenüberstehende Seite haben meist geringere Mittel zur Verfügung, zudem ist die breite Masse der Laien nicht in der Lage, selbst zu recherchieren, wer nun Recht hat.

Ist die Wahrheit hier auf verlorenem Posten?

2012-06-24T12:16:59Z

@Leander Bislikov: Die "freie" Presse ist ja genauso Opfer der Desinformation, da die Redakteure auch nur Laien in den Fachgebieten sind. Außerdem neigen sie dazu, um beim Beispiel Klimawandel zu bleiben, künstlich Kontroversen aufzubauschen, weil Konsens langweilig ist und keine Leser bringt. Wenn 99,6% der Klimawissenschaftler auf der Welt sich einig sind, dass wir einen menschengemachten Klimawandel haben, dann stellen sie eben kühne Thesen der 0,4% dem Gegenüber, was beim Leser den Eindruck hinterläßt, man wäre sich hier nicht zum größten Teil einig.

Was die mangelnde Bereitschaft für eine Verhaltensänderung trotz besseren Wissens betrifft, stimme ich dir voll und ganz zu. Allerdings ist das auch ein Erfolg des Desinformationskriegs, denn wer keine Lust hat sich zu ändern, nimmt bereitwillig die Lügen an, die man für ihn vorbereitet hat.

Was deinen Wahrheitsbegriff angeht: ich denke schon, dass es in gewissen Dingen so etwas wie Wahrheit gibt - So hat es z.B. den Holoca

2012-06-24T12:21:02Z

P.S.: Dein Argument, dass man sich ja informieren kann und die Quelle hinterfragen, trifft ja nicht gegen die Tendenz, dass die PR auf Dauer den Krieg gewinnt, da die meisten dies eben nicht tun. Dass sie selbst daran schuld sind, steht ja auch nicht zur Debatte, sondern eben dass die Strategie aufgeht: Exxon Mobile (oder Koch Industries) beauftragt mal eben für einen zweistelligen Millionenbetrag eine PR-Agentur um weiter Zweifel in der Bevölkerung an der relativ sicheren Erkenntnis zu streuen, dass der Klimawandel existiert, menschengemacht ist und für alle schlimme Folgen haben wird.

2012-06-26T05:25:48Z

Im Gegensatz zu PR Agenturen korrigiere ich von selbst meine Fehler: Es sind "nur" 97,6% der aktiv im Bereich Klimaforschung Tätigen, die den Klimawandel für vom Menschen verursacht ansehen.

Leander Bislikov2012-06-24T10:42:09Z

Beste Antwort

Das glaube ich nicht. Dank freier Presse und Journalisten die ihren Job ernst nehmen, fühle ich mich in Deutschland gut informiert. Man muss sich halt die Mühe machen, auch darüber nachzudenken von wem ein Artikel kommt. Selbstverständlich wird die FAZ anders über Merkel & Co. schreiben als die junge welt.

Was die Besitzer der Wahrheit (und das sind meistens die, vor denen man sich am Meisten in Acht nehmen muss) aber verstehen müssen: Auch wenn die Leute manches verstanden haben, so ändern sie ihr Verhalten noch lange nicht.
Beispiele:
- Die meisten Raucher wissen, dass Rauchen nicht gerade gesundheitsförderlich ist. Sie rauchen aber trotzdem weiter.
- Es ist vermutlich so ziemlich allen Autofahrern bekannt, dass Saudi-Arabien keine lupenreine Demokratie ist. Ich will aber trotzdem kein Elektroauto mit Windstrom fahren, mit dem ich nur 100 Kilometer weit komme.
- Der Klimawandel ist größtenteils wahrscheinlich nicht menschengemacht. Falls es doch so wäre, kann man das entweder akzeptieren oder den CO2-Ausstoss senken. Ich möchte aber trotzdem meinen Braunkohlestrom haben, weil es für mich nicht wirklich schlimm ist, wenn es Ende Juni bei 17°C auf mich niederregnet statt bei 15°C.

Davon abgesehen ist "Wahrheit" außer in der Mathematik immer relativ. Geschichte schreiben immer die Sieger, in den Naturwissenschaften kann man sich häufig der Wahrheit nur nähern, indem man andere Theorien verwirft. In der Wirtschaftspolitik haben wir Deutschen derzeit die Wahrheit, dass nur Sparen hilft, die Amis und andere haben hingegen die Wahrheit, dass nur neue Schulden helfen.

o_02012-06-24T17:23:46Z

Ich stimme Dir zu, dehne das Problem aber auch auf die normale Presse aus. Auch hier wird tendenziös und verzerrend berichtet. In der Wikipedia übrigens auch.
Andererseits fragt man sich oft, wer denn die Wahrheit hören will. Die Leute lassen sich doch lieber anlügen.