Hat unser Finanzsystem einen Konstruktionsfehler?
Geschäftsbanken schöpfen Geld aus dem Nichts (nur begrenzt durch die Einlagen bei der Zentralbank und ausgehebelt durch gegenseitige Kredite untereinander) in Form von Krediten an Unternehmer (und Konsumenten) und fordern dafür einen Zins.
Die Unternehmen kaufen Maschinen, an denen sie Menschen für einen monatlichen Lohn arbeiten lassen, um aus Rohstoffen Produkte herzustellen, die sie wiederum an andere Menschen auf einem mehr oder weniger freien Markt in Konkurrenz mit anderen Unternehmen verkaufen. Die Menschen bezahlen für diese Produkte einen Preis, den sie entweder über ihren Lohn für die Arbeit an den Maschinen der Unternehmer erhalten haben oder finanzieren sie über einen Kredit der Banken.
Nun zeigt die Erfahrung, dass das Bruttoinlandsprodukt, also die Leistung der Gesamtheit des Landes bisher nur linear steigen konnte. Währenddessen steigt aber das Vermögen exponentiell, da es jedes Jahr jeweils mit dem vereinbahrten Zinssatz multipliziert wird.
Wie verträgt sich exponentielles Wachstum der Finanzschuld mit linearem Wachstum der realen Wirtschaft? Und wie verträgt sich der ewige Wachstumszwang aufgrund der Zinsschuld mit der Endlichkeit der Ressourcen? Und wer trägt die Last dieser immer wieder größer klaffenden Lücke zwischen exponentiellem und linearem Wachstum? Der Staat? Die Arbeiter und Angestellten?
@Miss Management (lustiger Name^^): Ja und drei der vier US-Präsidenten, die sich gegen dieses System gewandt haben, wurden ermordet, ein vierter überlebte einen Mordanschlag. Einer davon ist John F. Kennedy.
Wie werden wir das System los, wenn die Mehrheit weiter blind mitmacht wie eine Herde Schafe? Würde eine z.B. goldgebundene Geldwährung nicht ebenfalls keine Abhilfe für das Problem bringen, dass durch den Zins trotzdem das Vermögen und damit die Macht jenseits des politischen Systems sich weiterhin in der Hand von wenigen konzentriert?
@Hugo: Ich denke aber, dass im Falle eines Kollaps, Chaos und eventuell Krieges wieder gewisse Gruppen die Gunst der Stunde nutzen, die Verwirrung nutzen, um ihre Machtgrundlagen und Vermögen zu erweitern zu sichern und danach so weiter machen wie bisher. Zumindest bis zum endgültigen Kollaps wenn die noch möglichen Rohstoffförderraten zu gering werden.
@Mimas: ein sehr treffendes Gedicht, allerdings nicht von Tucholsky, sondern Richard Kerschhofer, Wien 2008.