Wann führt (An)Zweifeln zur Verzweiflung oder anders gefragt : Wieviel Gewissheit...?

braucht Mensch ?

Nerestro2012-02-24T10:14:54Z

Beste Antwort

Wenn ich beide Teile deiner Frage zusammenfüge, ergibt sich für mich: Zweifel = Ungewissheit und die Frage, (ab) wann eben dies zur Verzweiflung führt. Nun, ist Ungewissheit wirklich = Zweifel? Sicherlich kann und wird man oft bei Ungewissheit ins Zweifeln kommen, aber direkt verbunden sind sie nicht. Ungewissheit muss nicht gleich Zweifel bedeuten. Außerdem kann sich auch Zweifel zur (trügerischen) Gewissheit verhärten und so noch mehr zur Verzweiflung beitragen. Gewissheit ist daher für mich kein Mittel gegen Verzweiflung. "Ich weiß, dass ich nichts weiß" ;)

Zur weiteren Beantwortung trenne ich die Frage(n) deshalb wieder auf. Zweifel führen zur Verzweiflung, wenn es zu viel wird bzw. wenn man sich in den Zweifeln "verfängt". Das sagt auch schon das Wort selbst aus, wie bei "irren" und "verirren". Man kann sich mal irren und trotzdem (alleine) wieder auf den rechten Weg finden. Hat man sich verirrt, ist es schwerwiegender, man hat die Orientierung verloren. So kann und wird man auch mal zweifeln. Wird es zuviel, dann ist es aber Verzweiflung, ein Labyrinth.

Da es "vollständige" Gewissheit aus meiner Sicht nicht gibt, muss man den Zweifeln so widerstehen. Sie können mitunter sehr verlockend sein, dies macht es manchmal schwierig. Nimmt man sie einmal auf und vertieft sich darin, dann wird es mehr und mehr. Man nimmt Abstand für einen kritischen Blick. Doch indem man sich entfernt, wird man noch weniger sehen und stärker den Zweifeln ausgesetzt sein. Man wird verzweifeln.

Ich nehme durchaus auch mal Abstand, das ist mir wichtig. Ich möchte auch sehen, wie ich mich getrennt von "etwas" fühle, welche Gedanken aufkommen. Und ich brauche das auch, weil ich wie schon mal erwähnt dazu neige, mich "hineinzusteigern" ;) Zweifel sind da schädlich, ich nehme sie nicht an. Aber ich registriere sie und frage mich dann, warum ich zweifele. Woher kommen sie, was hat sie verursacht, wie hängt es mit mir zusammen. Ja... mein Mittel gegen Verzweiflung ist Verständnis :)

Der 2. Teil: Das Leben ist ungewiss, aber ja, es geht nicht ganz ohne "Gewissheit" bzw. Überzeugung oder aber Vertrauen. Man braucht immer eine Grundlage / Halt / ein Fundament. In jungen Jahren, aber durchaus auch später kann die Familie schon so eine solide Basis sein. Aber auch andere und mehrere Dinge können zusammen den Halt bieten, den wohl jeder ein Stück weit benötigt. Völlig in der Luft fliegen wir nicht, dann fallen wir. Aber spätestens das Leben selbst, die Erde bietet uns Halt, man muss ihn nur kennen und vertrauen lernen.

Ja, das Leben selbst ist ungewiss, kann aber auch eben die Gewissheit sein, die Mensch braucht. Ein Widerspruch? Nur wenn man zweifelt ;)


Nachtrag: Jetzt hab ich was vergessen. Ursprünglich hatte mich die Frage auch an ein Lied erinnert, was ich mit einbringen wollte.

http://www.youtube.com/watch?v=WMO72KRoL4Y

"But it wasn't because I didn't know enough.
I just knew too much..."

Zuviel Wissen / Gewissheit kann auch verrückt machen, unabhängig davon, ob das Wissen überhaupt stimmt. Deshalb ist es keine Alternative, die Mischung machts (wie so oft).

Jocolibri2012-02-20T14:40:59Z

Gar keine, wie viele andauernd beweisen.
Gerade die Glaubensfetischisten wollen doch gar nicht wissen sondern lieber im diffus betäubenden Glauben schwelgen.
Ja und ist Wissen nicht auch eine Bürde, die Demenz-Kranke erfolgreich abschütteln.
Wenn ich zum Beispiel nicht wüßte, das alle Bundespräsidenten für sich persönlich bis an das Lebensende 199.000 Euro pro Jahr erhalten, würde ich mich weniger aufregen über Beschlüsse, in denen Rentenerhöhungen hin und her gekaut werden bis kaum mehr etwas davon übrig bleibt und wo Menschen in finanzieller Not gesagt wird, das ihnen pro Jahr weniger als 4.200 Euro reichen müssen.
Das ehemaligen Bundespräsidenten bis an ihr Lebensende zusätztlich zu den 199.000 Euro ein Büro und eine Sekretärin aus den knappen Steuermittel finanziert wird, empfinde ich ebenfalls als unverschämtes Ausbeuten der Steuerzahler.

Wenn ich nun die Intelligenz der Menschheit anzweifele, entspricht das der logischen Schlußfolgerung aus dem "normalen" gesellschaftlichen Verhalten: Weshalb dies nun Verzweiflung hervorrufen sollte, wird mir nur verständlich, wenn ich davon ausgehe, das es ganz besonders wichtig ist, die Spezies Mensch zu erhalten. Erkenne ich aber, das die Menschheit im Universum nur ein vergängliches kurzfristiges Da Sein fristen, dann ist es kaum von Bedeutung ob wir unsere Lebensgrundlage 1.000 Jahre früher oder später vernichten.
LG Jo

nerone2012-02-19T09:38:33Z

Persönlich brauche ich viel Gewissheit - aber auch alle Zweifel führen weder zu Verzweiflung noch zu Resignation

chiophan2012-02-19T07:07:49Z

Hallo,
wenn eine Meinung oder ein Mensch angezweifelt wird, dann doch von Menschen, die ihre eigene Meinung bestätigt haben wollen. Allein, die Verteidigung reicht nicht aus, sondern der andere Mensch glaubt, das, was er will und verbreitet seine Meinung als einzige Wahrheit.
Gewissheit wollen die meisten Menschen aus Bequemlichkeit nicht haben, denn es wäre oft zu viel Arbeit, sich eine eigenständige Meinung zu bilden. Das angezweifelte Modell einer Aussage kann wohl zur Verzweiflung führen, denn nur der weiß, was hinter der Kulisse steht, die aufgebaut wurde, der betroffen ist.
Menschen suchen oft nicht die Gewissheit, sondern die Sensation, die sie verbreiten können, ohne nach zu denken.

leer/voll2012-02-19T04:49:58Z

man braucht gar nichts. auch gewissheit nicht. das ist ja das schöne dass nichts sicher ist. nix is fix!

echtes wissen ist im wandel begriffen und ist so unaufdringlich, als ob man nichts wüsste. es belastet nicht, man kann trotzdem voll aufmerksam sein auf alles neue. man kann dem neuen kreativ begegnen. aber wenn man etwss braucht von diesem wissen, ist es da. und man kann es immer neu anpassen und neu formulieren, eben weil es sogar im zellbewusstsein verankert ist.

lebendes wissen befreit von angst. totes wissen kann nicht von angst befreien.

viel wissen macht kopfweh, sagen die einen, aber dieses lebende wissen macht nicht kopfweh, sondern einfach nur - glücklich. es ist lebendes wissen. und man kann ist diesem wissen reden wie mit einem mensch. die veden bezeichnen es als vijnana, im gegensatz zu jnana, das nur theorethisches wissen ist, das man nicht anwenden kann.

man sollte alles wissen anzweifeln, das nicht so im fluß ist. es ist letztlich wertlos, wenn nicht gar störend.

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