Kann ein blinder Mensch, auch ein Augenzeuge sein ?

Oder nur sehende ?? Grüsse

Anonym2011-06-16T11:02:48Z

Beste Antwort

Selbstverständlich. Blinde haben in Gewissen Hinsichten auch Vorteile gegenüber Sehenden. Der Hörsinn spielt hier sicher eine wichtige Rolle. Aber (gerade wenn es darum geht, sich genau an etwas zu erinnern) natürlich auch das Gedächtnis. Blinde nutzen ihr Gedächtnis teilweise anders und teilweise auch stärker als Sehende. Denn sie müssen sich viele Dinge auswendig merken, die man als Sehender halt einfach sieht. Beispielsweise, wieviele Schritte man von Punkt A nach Punkt B braucht, oder wie man sich in schwierigen Situationen zurechtfinden kann. Im Kanton Tessin haben wir seit kurzem den ersten blinden Regierungsrat der Schweiz. Wenn er Reden oder Vorträge hält, liest er seinen Text nicht wie andere Politiker von kleinen Kärtchen oder gar vom Computer ab, sondern muss ihn zuvor auswendig lernen. Auch wenn der Vortrag eine Stunde oder länger geht. Oder meine Mutter (die Psychologin ist) hatte einmal einen blinden Klienten, der von Beruf Rechtsanwalt ist und in der selben Stadt wie wir leben. Im Laufe der Gespräche mit ihm hat sie erfahren, dass er während seines Studiums (mehr oder weniger notgedrungen) SÄMTLICHE Textstellen in allen Gesetzbüchern komplett auswendig gelernt hat. Ein Unternehmen, für das er mehrere Jahre brauchte. Doch es hat sich ausgezahlt: Noch heute hat er dank regelmässigem Gebrauch fast alle davon auswendig im Kopf. Etwas, was für Sehende nie in Frage käme, da sie die Bücher ja einfach aufschlagen und die gesuchte Textstelle nachlesen können.
Doch unser Gedächtnis ist VIEL MEHR als einfach nur ein Speicherplatz für Nummern und Wörter. Wir alle haben auch ein Gedächtnis für unsere Sinne. Deshalb können wir z.B. in eine Tomate beissen und wissen auch mit verbundenen Augen, dass es eine Tomate und nicht eine Ananas ist. Klingt simpel, bedeutet für unser Gehirn jedoch Höchstleistung. Sehende benutzen statistisch für alles, was sie in ihrem Alltag machen zu 80% (!!!) ihren Sehsinn. Das heisst, Gehör-, Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn werden im Schnitt nur zu je 5% gebraucht. Quasi als kleine Assistenten. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass auch das visuelle Gedächtnis bei Sehenden wesentlich stärker ausgeprägt ist, als für ihre anderen Sinne. Bei Blinden oder sehbehinderten Menschen ist dies jedoch sehr verschieden. Ich bin selber seit meiner Geburt auf einem Auge komplett und auf dem anderen fast komplett blind. Deshalb kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass das auditive Gedächtnis eines blinden oder stark sehbehinderten Menschen wesentlich besser ist, als sein visuelles. Im Gegensatz zu gut sehenden Menschen erledige ich viel mehr Dinge in meinem Alltag mit meinen Ohren und meinen Händen. Zwar kann ich mit meinem einen Auge noch ein bisschen was erkennen, doch für viele Dinge muss eben doch meine anderen Sinne als Hilfe beiziehen. So fällt es mir beispielsweise äusserst schwierig, Gesichter oder auch ganze Menschen wiederzuerkennen. Auch wenn ich jemanden von mehrmals getroffen habe, kann es passieren, dass ich Person zunächst nicht wiedererkenne, wenn wir uns per Zufall irgendwo treffen. Das hat damit zu tun, dass ich diese Menschen ja visuell nur sehr schlecht wahrnehme. Ich brauche lange Zeit (mehrere Wochen oder Monate), bis ich mir die Strukturen eines neuen Gesichts oder eines neuen Körpers visuell genau merken kann. Da man im Alltag jedoch nicht immer so viel Zeit hat, vertraue ich häufig auch auf meine Ohren. Ich versuche, die Stimme einer Person auswendig zu kennen. Allerdings gehört da viel mehr dazu, als bloss die Stimme an sich. Tonlage, Sprechgeschwindigkeit, individuelle Sprechweise, individuelle Nutzung von bestimmten Wörtern oder Phrasen etc. sind alles Faktoren, die eine Stimme einzigartig machen. Deshalb ist es viel schwieriger, einen Menschen nur durch seine Stimme wiederzuerkennen, als viele glauben. Da ich mein Handycap jedoch von Geburt an habe, besitze ich mittlerweile viel Erfahrung und Übung in diesem Gebiet. Mein visuelles Gedächtnis ist zwar sehr schlecht gegenüber dem von gut sehenden Menschen, dafür ist mein auditives Gedächtnis äusserst stark. Ich kann im Vergleich zu Sehenden andere Menschen schneller und sicherer an der Stimme erkennen. Ganz einfach, weil es für mich im Alltag unerlässlich ist. In diesem Sinne können Blinde Zeugen also durchaus auch Vorteile gegenüber ihren Sehenden Kollegen haben. Während sehende die Stimme eines Verdächtigen (oder vielleicht auch das Tastgefühl gewisser, relevanter Materialien) schnell wieder vergessen und sich unbewusst stattdessen auf das Aussehen konzentrieren, könnte ein blinder Mensch mit viel grösserer Sicherheit sagen, ob er den Verdächtigen anhand seiner Stimme wiedererkennt oder nicht.

Hausverwalter2011-06-17T02:45:15Z

Meinst du eine schöne Frau kann ein Auge auf dich werfen ?

Anonym2011-06-16T16:40:37Z

Ein blinder Mensch darf Zeuge sein, er kann ja was gehört oder mit anderen Sinnen wahrgenommen haben. Augenzeuge ist ein allgemein gebräuchlicher Ausdruck. Juristisch ist das aber unwichtig. Da unterscheidet man nicht zwischen Augenzeigen , Geruchszeugen, Hörzeugen oder sonst was. Es sind alles Zeugen

Anonym2011-06-16T15:56:54Z

Der Begriff Augenzeuge bedeutet nichts anderes, als dass er persönliche eine Sache miterlebt hat. Dazu gehört ebend das Sehen, aber auch das Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken.

"An Stelle von Zucker wurde mit Salz verkauft, da ich es probiert habe."
"Ich habe den die Person schreien gehört."
"Ich habe den Rauch im Treppenhaus gerochen"
"Ich habe den Schuss gehört."

Petra2011-06-16T12:55:54Z

...wenn er am Tatort war.

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