Liebe zur Natur, den Menschen und Tieren oder zu Dingen - möglich auch für Agnostiker oder/und Atheisten?

"So musst du allen Dingen
Bruder und Schwester sein,
auf dass sie dich ganz durchdringen
und du nicht mehr scheidest mein und dein"

Dieser Spruch Hermann Hesses trägt pantheistische Züge; ähnlich der Werke Goethes, der von einer "Weltseele" oder dem "Weltgeist" spricht.
An anderer Stelle, in seinem Gedicht "Stufen", schreibt Hesse

"...der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!"
....

Setzt die Liebe, die Verbundenheit zur Natur religiöses Empfinden voraus oder ist dies auch Menschen möglich, ohne religiösen Hintergrund.

Mein Dank gilt jetzt schon @Gelassener, der mich auf diese Frage brachte. Die "beste Antwort" ist damit aber längst nicht vergeben und ich enthalte mich jeder "Daumenpräsenz".

2011-04-10T23:38:35Z

@Loki: Du widersprichst dem Hermann Hesse ja in keiner Weise; auch er war nicht der "Bruder" Hitlers - im Gegenteil. Kenner seiner Schriften, insbesondere seiner politischen, werden wissen, mit welcher Kraft sich Hesse gegen die Nazis gewandt hat und mit welcher Bissigkeit er in der Nachkriegszeit Briefwechsel mit ehemaligen Nazis, die ihn anschrieben, führte. Du darfst nicht den Fehler machen, den du bibeltreuen Christen z.B. zu Recht vorwirfst, sie würden alles buchstabengetreu wörtlich nehmen.

Im übrigen teile ich die Ansicht derer, die hier schreiben, dass Liebe selbstverständlich keine Domäne der Religion ist - sie ist uns Menschen allen möglich; so wie auch der tiefe Hass.
Und ich teile deine Ansicht, dass die Natur den Begriff "Liebe" nicht kennt, denn hier herrscht das völlig gefühllose Recht des "Stärkeren" - das geht schon bei der Befruchtung los: nur der schnellste Samen erreicht die weibliche Eizelle - da geht es nicht nach Sympathie :-)

2011-04-10T23:47:59Z

@Bird Flu: Ich gebe dir uneingeschränkt recht. Bücher aber haben immer eine(n) Autor(in) als Ursache mit ganz persönlichen Gedanken und Gefühlen. Ihnen - nicht den Büchern - kann man in seinen Grundideen folgen oder nicht. Im übrigen sagte Hesse einmal: Ein Buch ist dann wertvoll, wenn es ins Leben hineinführt und nicht, wenn es uns vom Leben abhält (frei zitiert).

2011-04-11T00:00:55Z

@AllWanderer: Du wirfst die interessante Frage auf, ob Evolution Liebe erzeugen kann. Ich kenne die Antwort nicht, neige aber zu einem NEIN. Aber woher kommt denn Liebe? Darüber wurden schon Wälzer verfasst - ohne einheitlichem Ergebnis. Eine angebotene Variante, die ich mal las (frag mich nicht wo), sprach von chemischen Prozessen, die das erzeugen, was wir Liebe nennen. Sie erklären auch, warum wir Menschen Sympathie/Antipathie gegenüber unseren Mitmenschen empfinden.
Deinen Schluss, die Seele sei von Gott und damit auch die Liebe, respektiere ich, folge ihm aber nicht.
Und so bleibt mir nur festzustellen: Es ist wunderbar, geliebt zu werden, aber es ist noch größer, eigene Liebesfähigkeit zu besitzen. Ich glaube, darauf können wir uns einigen. Mir scheint es dann relativ gleichgültig zu sein, was nun der Ursprung der Liebe ist. Fakt bleibt: sie ist uns möglich.

2011-04-11T00:45:55Z

"LIEBE, egal in welcher Hinsicht ist das Ergebnis MENSCHLICHEN Empfindens. Religion, Nichtreligion, Erziehung, die natürliche Umgebung usw. sind Faktoren, die die Liebe zu etwas Bestimmten zusätzlich beeinflussen können!"- das schreibst du, @Stefan H.
Ich finde deinen Beitrag voll gelungen :-)

2011-04-11T23:25:47Z

@Woodstock: Trotz der von dir festgestellten offenbaren Mängel in meiner Frage, ist es doch - neben dir - 16 User(n)innen gelungen, diese zu beantworten. Zugegeben: vielleicht wären es doppelt so viel, hätte ich mich klarer ausgedrückt ;-). Ist aber meine Frage nicht dennoch ein Gewinn für dich? Dein sicherlich bereits weiter geistiger Horizont, wird nun erweitert durch den Begriff "Agnostiker" - eigentlich müsstest du mir dankbar sein. Bist du es?

2011-04-11T23:40:13Z

@dickmadamme: Trotz deines "Grausens" hast du ja die Frage beantwortet, undzwar ganz in meinem Sinne ;-)

Gelassener2011-04-11T07:50:04Z

Beste Antwort

@Felix,ich freue mich natürlich,wenn ich Dich zu einer Frage inspirieren konnte!

Ich bin mir absolut sicher,dass man nicht religiös sein muß,um tiefe Gefühle gegenüber der Natur und dem,was sich aus ihr heraus entwickelt hat zu empfinden!
Ich bin fasziniert von den unendlich vielen Facetten,wie sich die Natur uns präsendiert und die Entwicklung des Lebens mit dem Menschen,als seine höchstentwickelte Form,ist eine davon!
Ich empfinde tiefe Achtung,großen Respekt und auch eine gewisse Ehrfurcht,ja man könnte es auch Liebe nennen und ich weiß mich eins mit einer Vielzahl von Menschen mit völlig unterschiedlichen Weltanschauungen!
In dieser Frage trennt mich von einem religiös Gläubigen eigentlich nur die Art und Weise des Denkansatzes und das ist dann für mich sekundär!
Der Gläubige entwickelt seine Bindung zur Natur und deren Resultaten aus der vermeintlichen göttlichen Schöpfung,ich als Nichtgläubiger aus meinem Bekenntnis zur Evolution!
Ich finde es albern,wenn nun ein "Wettberwerb ausgerufen wird",wer denn nun die innigere Beziehung zur Natur hat- der Atheist/Agnostizist oder der Theist!
Diese tiefe emotionale Bindung zur Natur die ich empfinde, ist etwas Anderes als diese von "außen" vorgenommene berechtigte rationale Betrachtung tatsächlicher natürlicher Prozesse,sie kommt von innen und ist Ausdruck eines Gefühls der "Dazugehörigkeit"!
Noch etwas zu dem hier andiskutierten Problems des Menschenbildes!
Zweifellos herrscht in der Natur das "Gesetz des Stärkeren" und der "werdende "Mensch hat dies sicherlich vielfach grausam am eigenen Leibe zu spüren bekommen,aber ich bin zutiefst davon überzeugt,ohne das natürlich beweisen zu können,dass der Mensch als bewußtes Lebewesen alle Potenzen besitzt,um sich als gesellschaftliches Wesen diesem Teufelskreis zu entziehen!
Die bisherige Entwicklung der Menschheit bis in die Gegenwart hinein,scheint dieser Position zu widersprechen,ich betrachte aber die verabscheuungswürdigen Praktiken,wie die Menschen in dieser Welt bisher miteinander umgegangen sind und teilweise auch heute noch miteinander umgehen,nicht als Ausdruck einer "Erbsünde" oder archaischer Naturgesetze,sonder sie bringen schlicht und einfach noch erhebliche Defizite im Entwicklungsniveau der Menschheit zum Ausdruck!
Der Mensch hat ein phantastisches wissenschaftlich-technisches Niveau erreicht,ist aber hinsichtlich der Ausprägung seiner sozialen Kompetenz deutlich zurückgeblieben!
Dennoch glaube ich an den Menschen!

Woodstock-19822011-04-11T22:59:02Z

Und den Roman soll ich mir jetzt durchlesen?Irgendwie ist die Fragestellung eh völlig konfus.
Versuch es mal mit kurz und dem wesentlichem.
In dem Fall bekommst du auch sinnvolle Antworten.
Nichts gegen die Leute die sich sie Mühe gemacht haben deine Frage zu beantworten.
Wird wohl fast alles seine Richtigkeit haben.
Meine Fachgebiete liegen eher bei Naturwissenschaften und Astronomie.
Ach und übrigens:Atheist bin ich selbst.
Aber was ist ein Agnostiker?

Iceland622011-04-11T19:33:21Z

Welche Gefühle ein Mensch hat, ist seine Privatsache.

Entscheidend ist aber, dass es unvernüftig ist als zoon politikon sich nicht an der Goldene Regel zu halten, mag man sich nun Misanthrop wie beispielsweise Schopenhauer oder Menschenfreund nennen.

Und dass es unvernünftig ist, an dem Ast zu sägen, auf dem man sitzt, ist wohl auch schwer zu leugnen. Naturschutz geht uns alle an, das ist keine Privatsache.

Schopenhauer sah das etwas anders.
Über Schopenhauer und seine Moralphilosophie, die auch Moral gegen Tiere beinhaltete, kann man hier etwas nachlesen. Für Schopenhauer ist nicht die Liebe zu der lebenden Kreatur, auch nicht nur der Verstand, sondern das Mitgefühl zur leidenen Kreatur die Grundlage seiner Moralphilosophie.
http://www.jp.philo.at/texte/IalentiA1.pdf

Deschner übertreibt es meines Erachtens in seinem Engagement für den Tierschutz. Man wird einiges im Internet zu Deschner und seinem Verhältnis zu Tieren finden. Was aber auch bei Deschner auffällt, ist das negativ kitische Herangehen an das Thema. Es schreibt weniger darüber, was er liebt, als darüber was ihm nicht passt.

whyskyhigh2011-04-11T17:06:54Z

Liebe zur Natur, den Menschen und Tieren oder zu Dingen

wie sollte ich dialog mit einem kuli beginnen also liebe?

dickmadamme2011-04-11T16:14:39Z

Kleine Gegenfrage: Gibt es auch Christen, die Menschen so richtig hassen können? Sind Neger auch Menschen? Boahhh, wenn ich solche Fragen wie die deinige lese, dann überkommt mich das kalte Grausen.

Um deine Frage zu beantworten: Ja, auch Atheisten/Agnostiker können Mensch, Tier und bestimmte Dinge lieben.

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