Nietzsche - Was zur Größe gehört?

Nietzsche schreibt in " Die fröhliche Wissenschaft ":

"Was zur Größe gehört - Wer wird etwas Großes erreichen, wenn er nicht die Kraft und den Willen in sich fühlt, große Schmerzen zuzufügen? Das Leidenkönnen ist das wenigste: darin bringen es schwache Frauen und selbst Sklaven oft zur Meisterschaft. Aber nicht an innerer Not und Unischerheit zugrunde gehn, wenn man großes Leid zufügt und den Schrei dieses Leides hört - das ist groß, das gehört zur Größe."

Ich kenne Nietzsches Schriften kaum, beginne aber gerade mich mit ihm anzufreunden. Gerade stieß ich aber auf diesen Abschnitt und kann ihn nicht ganz nachvollziehen. Sollte er es wirklich so meinen und nicht etwa ironisch sein oder auf eine Art dunkle, böse Größe anspielen, dann kann es sein, dass diese Freundschaft ein jähes Ende findet... Ich finde der Abschnitt passt auch nicht so wirklich zu dem, was ich bisher von ihm gelesen habe; auch wenn das nicht sehr viel ist.

Wer kennt Nietzsche besser, oder wer kann mir erklären, wie er das genau meint?

2011-02-06T09:22:57Z

Ich finde nicht, dass er schwer zu interpretieren ist, weil er meistens offen und direkt schreibt, sodass mich seine Verständlichkeit sogar überrascht hat und seine Schriften sind eine große Bereicherung, finde ich. Kant und Hegel hingegen kenne ich beide nicht oder kaum.
Anfangs war es etwas holprig, aber nach kurzer Zeit konnte ich dem "Rhythmus seiner Worte und dem Sinn daraus" einigermaßen folgen, wenn ich das so sagen darf.
Und zu Allan darf ich sagen, dass Nietzsche viel weniger düster, misanthropisch oder pessimistisch scheint, als man glaubt, obwohl ich natürlich kaum zu einem Urteil befähigt bin.

2011-02-06T09:53:37Z

Zu eineneueidbitte:
Ich respektiere, was du sagst (auch wenn ich nicht ganz einverstanden bin) und irgendwie hat es zu mehr Verständnis geführt. Ich verstehe jetzt, dass das Große wahrscheinlich etwas Gutes, Nachhaltiges (also das Omlett) ist und eben dafür die Eier geknackt wurden, aber ich verstehe trotzdem nicht wieso das unbedingt notwendig ist.
Kann man nicht auch auf pazifistischem Wege etwas Großes zu Stande bringen?

Schleier des Nichtwissens2011-02-06T14:24:42Z

Beste Antwort

Für Nietzsche wäre der Gedanke, dass man etwas Großes auf pazifistischem Weg zu Stande bringen möchte, ein Zeichen der Schwäche gewesen.

Nietzsches Herrenmensch setzt sich seine Moral selbst, er entscheidet, was gut und schlecht ist. Leid zu verursachen ist kein Zeichen von Schwäche oder unmoralisch, sondern ein Zeichen wahrer Größe: Man schert sich nicht um allgemeine Normen, sondern befolgt seine Interessen. Pazifismus wäre für ihn der Brunftschrei der Verlierer. Mitleid ist nach Nietzsche etwas für Versager. Rücksichtnahme nur die Angst, selbst irgendwann Rücksicht nötig zu haben. Für Nietzsche sind derartige Denkweisen nur Sklavenmoral, also ethische Forderungen, die die Verlierer verallgemeinern wollen.

Nietzsches Ideal war die Herrschaft der Philosophen, Künstler, der Genies dieser Welt (zu denen er sich zählte). Das Fussvolk lebt und arbeitet, um diesen Helden alle Freiheiten zu ermöglichen. Nach Nietzsches Überzeugung sind Du, ich und alle Leser außerstande, seine genialen Ideen zu begreifen. Pro Generation gibt es höchsten ein Genie, das die Genies anderer Generationen verstehen kann. Klar: Daher maße ich mir nicht an, seine Theorien zu erfassen. Aber das gilt ebenso für seine Bewunderer und Anhänger, für die Nietzsche ebenfalls nur Verachtung übrig hätte.

Nietzsche hat großartige Aphorismen verfasst und epochale Fragen gestellt. Seine Antworten sind m. E. jedoch auf einem anderen Niveau beheimatet.

hiop2011-02-07T14:15:29Z

vllt. meint er damit dass das Leid anderer Menschen,nicht zwangsläufig eigenes Leid bedeuten muss.Dadurch lässt sich eine Situation nüchtern betrachten,verhindert so eventuell vorschnelle Urteilsbildung.
Auch wenn ich nichts mache kann ich Mitschuld am Leid anderer haben.Sich von seinem Gewissen dann nicht verbiegen zu lassen,also sowas wie Haltung bewahren,ermöglicht vllt. erst ein dagegen steuern können.
Oder er meinte es durchaus etwas ironisch.So in der Art,wenn ich meinen Sklaven quäle,meine Frau schlage,meine Kinder ausnutze,habe ich wenigstens dazu zu stehen.
Ich mein,wie entschuldigt man sich denn für Jahrhunderte lange Sklaverei oder Frauenunterdrückung?

eineneueidbitte2011-02-06T17:29:35Z

"Ein schlechter General ist, wer sich Namen merkt"

oder wie Arnold Schwarzenegger in Last Action Hero so klug sagte: "Willst Du ein Omlett dir backen, musst Du vorher Eier knacken"

Es gehört zur Grösse, nicht immer nach Hinten zu sehen und Entscheidungen zu fällen anstatt sie zu diskutieren - auch Entscheidungen, die ein paar Wenige vielleicht nicht so toll finden, dafür aber das Gros davon profitiert. Und nicht an Selbstzweifeln dem Wahnsinn zu verfallen.

Abgesehen davon, sollte man solche "Philosophen" nicht sonderlich ernst nehmen. Zumindest sollte man nicht danach leben. Alleine die Aussage: "schwache Frauen und selbst Sklaven" zeigt selbst für einen Philosophen, die ja nicht unbedingt als die Chartstürmer und Partyhechte bekannt sind, daß die Ansichten wohl doch etwas veraltet sind, ja sogar etwas weltfremd anmuten - wahrscheinlich damals schon.

Ein Philosophie von mir: Weisheit findet man nicht in Glückskeksen, aber wenigstens hat man was zum Kauen :)

Tifi2011-02-06T17:00:46Z

Nietzsche ist interessant - unbestritten.
Empathie ist ein wesentlicher Bestandteil von unserem Denken und Handeln.

Aber bitte- fang mit was Leichtem ( Kant, Hegel ? ) an, weil dieser Philosoph ist schwer zu interpretieren.


@ Allan -du hast ja Recht - Heidegger war auch mies drauf.