Wie seht ihr den Wirtschaftswissenschaftlichen Ansatz von Silvio Gesell?

http://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Gesell
http://de.wikipedia.org/wiki/Wunder_von_W%C3%B6rgl#Das_W.C3.B6rgler_Notgeld
http://www.silvio-gesell.de/index.html
http://www.sieben-sterngedanken.de/seiten/das-wunder-von-woergl.html

2010-08-17T03:46:20Z

@Kapaun Ich habe eher den Eindruck, es könnte eine stabile Wirtschaft fördern und dazu führen, die schere zwischen Arm und Reich kleiner zu halten.

Was bewegt dich denn zu der Annahme, dass dies in den Ruin führen könnte? Kannst du das näher ausführen?

2010-08-19T07:02:03Z

Dies kann ich jetzt nicht bestätigen, da Herr Gesell sehr gut die Idee eines Zinslosen Kredites beschrieben hat und Zinslose Anlagen, deren Geldverfall Null wäre sind auch eingebettet (in einem Gewissen Rahmen). Deswegen würde dies Aufgefangen und stellt im Prinzip kein Problem dar. Dies ist doch schon von Gesell recht gut druchdacht gewesen. Somit könnte es zu dieser Verarmung gar nicht kommen. Hm, werde mich aber nochmal hinsetzen und diese Sicherungsmaaßnahmen mit deiner Idee abgleichen. Mal sehen zu welcher erkenntnis ich komme. Zudem haben sich später einige über das Selbe wie du den Kopf zerbrochen und diese Auffangmechanismen noch besser ausgearbeitet.

Silvio2010-08-20T08:07:41Z

Beste Antwort

Bei der Betrachtungsweise muss man sich in die Zeit zurück versetzen. Dann erscheint sie durchaus in sich logisch.

In die heutige Zeit betrachtet sieht das ganze ein wenig anders aus. Als hervorragendes Beispiel sei das Produktionsmittel "Wissen" genannt Dies ist so ohne weiteres mit den Finanzen wie Gesell es meinte nicht in Einklang zu bringen. Das daraus erwirtschaftete allerdings schon. Als weitere Wirtschaftsbereiche (z.B.Dienstleistungen) immaterielle Bereiche (der Erziehungs-,Bildungs-,Gesundheitsbereich) könnte man diesen Ansatz Gesells eher antiquirt nennen. Das ist Grundlagenforschung aus heutiger Sicht. Wichtig um die Basis zu verstehen - heute allerdings nicht mehr allein umsetzbar.

Kapaun2010-08-17T10:33:42Z

Funktioniert vielleicht als "Zweitwährung" in begrenzten Gebieten für Einkäufe beim Metzger, im großen Maßstab dazu geeignet, Menschen und Staaten in den Ruin zu treiben.

P.S.: Der negative Zins sorgt dafür, dass das Geld dauernd im Umlauf ist. Das ist auf den ersten Blick scheinbar (aber eben nur scheinbar) gut, verhindert allerdings Reservenbildung auf allen Ebenen: Im Privathaushalt, bei Firmen, beim Staat. Im Gesell-System führen größere, plötzlich anfallende Kosten automatisch in die Verschuldung - falls dir überhaupt jemand was leiht, denn das Verhältnis negativer Zins/Verschuldungszins wirft viele heikle Fragen auf. Da Buchgeld weitgehend verschwinden wird, wird die Geldsumme sich der des in Umlauf befindlichen Geldes annähern, was eine dramatische Geldvernichtung bedeutet, gegen die die Finanzkrise nur ein laues Lüftchen war. Das bedeutet einerseits eine unfassbare Verarmung (und bei den unteren Schichten Verelendung) und andererseits extreme Krisenanfälligkeit, da wie gesagt keine Rücklagen existieren. Letzten Endes leben wir dann alle von der Hand in den Mund, und das bringt uns geradewegs zurück in die Subsistenzwirtschaft. Ein System mit eingebauter negativer Finanzdynamik muss nach einem Strohfeuer-Aufschwung bei der Einführung zwangsläufig in den Ruin führen. Konsequenterweise wird das dann tatsächlich die "Schere zwischen Arm und Reich klein halten" - aber wohl nicht so, wie du dir das vorstellst... :->