Hallo, immer mal wieder landen Ketten-E-Mails in meinem Postfach oder man liest Aufrufe bei Facebook. Die lauten dann meist "Tankt ein halbes Jahr lang nicht bei Tankstellenkette A und B - dann bricht ein Preiskrieg aus!" Irgendwie sehe ich das skeptisch, habe aber auch nicht so viel Ahnung und habe keine relevanten Informationen gefunden. Ist es nicht so, dass die Tankstellen ohnehin nur 2 bis 1 Cent pro Liter bekommen?
Colt2010-05-05T13:25:40Z
Beste Antwort
Hallochen,
die Tankstellenpächter bekommen 1-2 Cent/Liter, hat also nichts mit den exorbitanten Gewinnen der dahinter stehenden Mineralölkonzerne zu tun.
Sicherlich würde es Sinn machen, wenn deutschlandweit mal für 2-3 Wochen meinetwegen erst ARAL, dann SHELL usw. boykottiert werden, da würden die sich schon drehen und mit den Preisen reagieren.
Problem ist bloß, daß es dem deutschen Autofahrer noch zu gut geht, deshalb läßt sich sowas in der Praxis schlecht organisieren. Wie überhaupt der deutsche Michel sehr schmerzresistent ist, da sind z.B. die Franzosen protestmäßig viel besser drauf, bei vielen Sachen, die hier mal eben durchgewinkt werden, würde in Frankreich die Luft brennen.
Ein Preisdruck durch den Endverbraucher bei den Tankstellen würde sich in geringem MaÃe realisieren lassen, wenn die Autofahrer konsequent einige Monate ausschlieÃlich bei sog. freien Tankstellen tanken würden und dort auch nebenbei ihre Zigaretten, Zeitschriften, SüÃigkeiten usw. holen würden. Auch klar, dass in dieser Zeitspanne so manche markengebundene Tankstelle schlieÃen müsste. In wieweit sich die nicht nachweisbaren Preisabsprachen der Mineralölgesellschaften (MinÃlGes) dadurch beeinflussen lassen, ist aber trotzdem nicht kalkulierbar. Einen Preiskrieg gibt es deswegen auf keinen Fall. Es war einmal (damals konnte man die Autofahrer noch zu solchen Aktionen bewegen) so ca. 1975, als AGIP zum wiederholten Male den Vorreiter bei Preiserhöhungen machte, dass AGIP im Raum München tatsächlich boykottiert wurde. Die MinÃlGes lernten aber schnell daraus und seitdem wird im Zuge der "nicht stattfindenden" Preisabsprachen bei jeder Erhöhung eine andere Gesellschaft nach vorne geschickt! Kenne auch einen Tankstellenpächter, der das Spiel nicht länger mitmachen wollte. Er hatte sich von ARAL freigekauft und betreibt seine freie Tankstelle seitdem erfolgreich, obwohl er im Grenzgebiet zu Ãsterreich liegt.
Die "Grossen"Tankstellen dürfen ihre Preise nicht selbst bestimmen. Als Referenz dient der Ãlpreis pro Barrel. Da müssen die sich mit kleinen Abweichungen dran halten. Interessant wird es, wenn die freien Tankstellen die Autobahnen erobern. Bislang gibt es in Deutschland keine Billig-Tankstellen an der Autobahn. Aber das soll sich in Zukunft ändern.