Ich meine damit solche, die schon in der Schule kein einziges Mal verschlafen und nie die Hausaufgaben vergessen haben. Selbst wenn der Lehrer aus dem Klassenzimmer ging, haben sie nicht abgeschrieben. Sie haben niemals an einer Zigarette gezogen und waren auch noch nie in ihrem Leben betrunken. Selbstverständlich haben sie auch noch nie einen Strafzettel bekommen und würden auch nachts um 2 Uhr in einem verlassen Dorf brav an der roten Fußgängerampel stehen bleiben. Wenn sie denn jemals so lange auf bleiben. Bei der Steuererklärung runden sie die Kilometer zur Arbeit ab statt auf und - besonders grotesk, egal was passiert, selbst wenn die Einkaufstüte unten aufreißt und der Wocheneinkauf sich über 5 Treppen verteilt, sie würden nicht einmal fluchen.
Inspiriert wurde ich durch diese Frage: http://de.answers.yahoo.com/question/index;_ylt=AsayDWL1QkgbYm0emuMlDWsICgx.;_ylv=3?qid=20100401020052AAeHh6U&show=7#profile-info-23d862Bcaa
Denilson2010-04-02T02:50:50Z
Beste Antwort
Nun habe ich gerade sogar jemanden im Sinn, zu dem deine Ausführungen passen würden. Nur muss ich ganz eindeutig widersprechen. Vollkommenheit ist etwas anderes als Angepasstheit. Diese von dir erwähnten Personen leben in einer eigenen, ihnen aufgezwungenen Welt und versuchen sämtlichen Hindernissen und Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. (Eine grundsätzlich polemische Grundeinstellung ist genauso unvollkommen, gewisse Grundregeln sind zu Recht wichtig und einzuhalten. Nur sollte man nie aufhören die Dinge zu hinterfragen, anstelle einer bedingungslosen Gehorsamkeit anheim zu fallen.)
Ein Mensch der wie ein Zahnrad im System funktioniert ist den gesellschaftlichen Anforderungen angepasst. Aber wir sollten nicht vergessen, was Menschen und Tiere voneinander unterscheidet. Es ist das Denken - über sich, über die Außenwelt und das Hinterfragen. Bestimmt sind die von dir erwähnten Personen dazu in der Lage, doch würden sie das Gedachte in die Tat umsetzen, gegen Widerstände ankämpfen um etwas zu ändern und die Welt einen besseren Ort werden lassen? - Nein, sie richten sich ihr Leben so ein, dass sie Umleitungen in Kauf nehmen und jedes noch so unsinnige "Betreten-verboten-Schild" für in Stein gemeißelt erachten.
Diese Menschen sind bestimmt auch sympathisch, weil sie sich zurückhalten - aber mit Vollkommenheit hat es wenig zu tun. Alle unsere wirklichen Idole haben Ecken und Kanten, ihre Qualitäten waren andere, nicht die Unmündigkeit und die grenzenlose Toleranz oder Ignoranz.
@Apricot: Ich spiele doch deiner Argumentation in die Hände, da ich genauso sage, dass kein Mensch vollkommen ist. Eingangs habe ich erwähnt, dass ich ein bestimmtes Beispiel vor Augen habe. Jeder Mensch ist unterschiedlich und auch die angepassten. Ich verleugne auch nicht, dass sie auf ihre Art nicht auch etwas verändern könnten. Du bist auch nicht gemeint, schließlich stellst du dich der Diskussion. Ich finde dein Engagement auch bewundernswert, keine Frage. Nur meine ich auch, dass diejenigen, die historisch gesehen viel bewirkt haben, ganz und gar nicht angepasst waren. Manche starben sogar für ihre Visionen, Märtyrer - die sich gegen wirklich gravierende Umstände aufgelehnt haben.
Ich denke: Dieser Mensch weiß aus eigener Erfahrung, wovon er spricht - denn er muß ja sprechen, um mir seine Gedanken mitteilen zu können, zumal ich keine Gedanken lesen kann, es sei denn in form von gesprochenen oder schriftlich festgehaltenen Sätzen, wobei stets auch zwischen den Zeilen gelesen werden sollte bzw. bei gesprochenen Sätzen auf all das geachtet werden sollte, replace into unausgesprochen bleibt, denn den akustischen, besser aber noch den visuellen Leerraum fülle ich mit allerlei Vermutungen, Arbeitshypothese, Interpretationsansätzen, Horch- und Leseeindrücken und inwiefern solche Eindrücke vom Sprecher / Schreiber / Denker beabsichtigt sein mögen oder nicht, und wenn beabsichtigt, ob sie zu eben dem Zweck da sind, dem ich gefolgt bin, oder ob dieser Eindruck eine Zutat von mir ist, und wenn von mir, ob er sich für eine Deutung berechtigterweise heranziehen läßt, weiterhin ob das Gedachte Hand und Fuß hat bzw. mit einer wohl bedachten Realität übereinstimmt oder ob das Gedachte seine eigene Realität herbeigezaubert hat ... Überdies denke ich von dieser guy or woman: Auch aus eigener Erfahrung kann ich zustimmen - sie hat recht. Jede Deutung der Realität erschafft eine weitere auszudeutende Realität, und tips schafft nicht nur tips, sondern setzt stets schon tips voraus.
Aber ich muss @Fritz widersprechen, Spaß haben hat nichts mit Regeln brechen zu tun, sondern mit persönlichen Vorlieben. Ich gehöre abgesehen von einem 5-minütigem Falschparkstrafzettel den erwähnten Menschen an, hasse Discos, vertrage keinen Alkohol, halte Abschreiber für Versager und Raucher für charakterschwach und sage der Kassiererin, wenn sie mir zu viel rausgegeben hat. Dafür mag ich Aufrichtigkeit und Ehrgeiz, lange Lesenächte, Tanzen nicht nach Technomusik sondern nach Salsarhythmen, lausche lieber einem Klavierkonzert als DSDS Gekrächze, bin immer klassisch-elegant angezogen und übe höfliche Zurückhaltung in der Öffentlichkeit.
Bin ich deshalb vollkommen? Nö, das sind nur mein Charakter, meine Erziehung und meine Ansichten.
Verpasse ich etwas? Nö, ich bin glücklich so wie ich bin und habe aufgehört, mich von anderen Menschen verbiegen zu lassen, die eine andere Vorstellung von Spaß haben.
@Denilson: Vorurteil-Alarm! Ich engagiere mich politisch, bin in der Gleichstellungskommission der Uni und als Akademikerin durchaus in der Lage selbstständig zu denken und das auch in die Tat umzusetzen. Schon einmal daran gedacht, dass Menschen sich nicht anpassen um des Anpassens willen, sondern weil sie es tatsächlich für richtig halten?
@Denilson: Ich verstehe, was du meinst. Ich denke es ist ein großer Unterschied, ob man resigniert bzw. aus Bequemlichkeit alle Regeln und Normen unserer Gesellschaft befolgt, oder ob man tatsächlich dahinter steht und das Wenige, was einem missfällt, im Kleinen zu beeinflussen sucht. Auch stille Revolutionen sind Revolutionen ;-)