Schuldige am Tod Jesu?

Hallo zusammen!

Meine Frage: Wer genau ist in welcher Hinsicht Schuld bze verantwortlich am Tod Jesu?
Pontius Pilatus war zu der Zeit ja Statthalter und somit einzig Berechtigter für die Verhängung der Strafe.
Das Volk hat sich ja am Schluss durch die Angst vor der Gewalt der Herrscher auch gegen ihn gestellt. Und welche Rolle spielen die Juden? Sind sie Schuld an Jesu Tod?

Danke für eure Hilfe!
Louisa

Morgaine2009-06-15T11:36:48Z

Beste Antwort

Nicht einmal die vier Evangelien stimmen darin überein, wer für Urteil und Exekution verantwortlich ist. Im Johannes­evangelium sind die historischen Tatsachen ganz und gar falsch wiedergegeben. Angeblich soll Pilatus Jesus an „die Juden" übergeben haben, die ihn dann kreuzigten. Das ist gleich doppelt verkehrt: Weder waren die Juden rechtlich zu einer Exekution befugt, noch hätten sie die Kreuzigung als gewählt.

Die Besatzungsmacht wurde erst dann hellhörig, wenn sie einen Aufruhr befürchten oder unterbinden musste. Pilatus, ein wacher und Mann, kann im Gespräch mit Jesus aber gerade keine Klarheit über die Frage erzielen, ob dieser eine Rebellion vorbereitet. Auf die Frage des Pilatus, ob er der König der Juden sei, antwortet Jesus ausweichend, einzig im Johannesevangelium gesteht er auf Nachfrage: „Du sagst es, ich bin ein König." Liest man aber alle vier Evangelien parallel, so muss man ehrlicher weise sagen: Ob Jesus den Anspruch erhob, „König der Juden" zu sein, ist sehr fraglich.

Doch das beantwortet noch nicht die Frage, warum dieser „Blutruf" später in die Bibel hineingeschrieben wurde. Diese Formulierung gleicht verbreiteten Beschwörungen der Art „Gott soll mich strafen, wenn..." Wichtig nur: Ihr Adressat ist Gott. Er gilt als eigentliche dieser Welt und als Vollstrecker der Vergeltung. Gott soll entscheiden, was er für richtig hält, gegebenenfalls wird er seine Härte gegen Israel wenden. Diese Beschwörung ist also kein Aufruf zu altmodischem Hass.

Das „Blutrot" illustriert vor allem eine grundlegende Botschaft des Matthäus: Während das jüdische Volk Jesus ablehnt, wenden sich ihm die Heiden zu. Matthäus, von Hause aus selbst Jude, spricht eine deutliche Sprache, denn die ganze Welt soll Jesus Botschaft hören. Dass diese globale Ausrichtung des Evangeliums mit einem Fluch über das jüdische Volk einhergeht, ist unerträglich. Aber man muss mit der Erkenntnis leben, dass die Bibel ein Buch ihrer Zeit von Menschen ihrer Zeit ist. Mehr eben nicht!!

Belgarion2009-06-17T03:40:19Z

Das Neue Testament bemüht sich, die Geschichte "römerfreundlich" zu erzählen.

Aber er war Statthalter, und er hat seine Macht gebraucht, um Jesus schmähen, foltern und töten zu lassen. Es war seine Entscheidung.

Wollten die Schriftgelehrten ihn tot sehen? Sicherlich. Damit sind auch sie "schuld".

Die Juden in Jerusalem haben seinen Tod gefordert. Auch sie sind schuld.

Was ist mit Judas Iskariot. Sicher ist auch er schuld.

In Gethsemane sagt Jesus, daß er die Macht hätte, die Römer aufzuhalten, aber er will lieber den Willen des Vaters tun. Damit ist auch ER an Seinem Tod schuld.

Jesu Tod und Auferstehung waren notwendig wegen Adams Übertretung. Also ist der schuld. Der hat von der Frucht genommen wegen Eva, seiner Frau. Die ist schuld. Die hat sich vom Teufel (der Schlange) überreden lassen. Also ist der schuld.

Die Bibel sagt aber auch, daß Gott seinen einziggeborenen Sohn geopfert hat. Damit ist Gott Vater auch schuld.

Gestorben ist Christus für unsere Sünden. Damit sind wir alle schuld.

Stefan H2009-06-15T23:47:53Z

Es gibt nur einen Schuldigen und zwar GOTT!!!!!

Es war Gottes Plan und Wille, seinen "Sohn" für die Sünden der Welt sterben zu lassen. Jesus hatte keine andere Wahl, als geboren zu werden um dann am Kreuz zu sterben!



In diesem Sinne....

Musiker2009-06-15T17:37:29Z

Die Darstellung der Evangelien: die Juden (bzw. der Hohe Rat und eine von ihm aufgeputschte Menschenmenge) verurteilen Jesus zum Tode, dürfen das Todesurteil aber angeblich nicht vollstrecken (Johannes 18,31) und bedrängen den römischen Statthalter Pilatus, ihn kreuzigen zu lassen; dazu beschuldigen sie ihn, antirömische Unruhen zu schüren (Lukas 23,2-5). Pilatus, als ein gerechter Herrscher beschrieben, durchschaut sie, weiß, daß Jesus unschuldig ist, will ihn retten, wird aber schließlich von der jüdischen Meute erpreßt und gezwungen, das Todesurteil wider besseres Wissen und gegen seinen Willen zu vollstrecken.

Diese Darstellung ist historisch höchst fragwürdig:
1. Jesus hat nichts gesagt oder getan, worauf nach jüdischem Gesetz die Todesstrafe gestanden hätte; sogar sich als Messias auszugeben war kein todeswürdiges Verbrechen;
2. jüdische Stellen waren auch unter der römischen Besatzung sehr wohl berechtigt, Todesurteile zu fällen (Johannes 8,2-11, Apostelgeschichte 7,54-60); das heißt: um Jesus hinzurichten, hätten sie Pilatus überhaupt nicht gebraucht;
3. Pilatus war, wie wir aus römischen Quellen wissen, kein gerechter Herrscher, sondern ein Bluthund ohnegleichen, der in seiner Regierungszeit von anderthalb bis zwei Jahren 5000 bis 6000 Menschen hat kreuzigen lassen, die ihm gefährlich oder unbequem erschienen waren, die meisten ohne Gerichtsverfahren oder nach fadenscheinigen Scheinprozessen;
4. ein solcher Herrscher hätte sich niemals zum Erfüllungsgehilfen eines aufgehetzten jüdischen Pöbels machen lassen und hätte Jesus niemals gekreuzigt, wenn er nicht selber ein ureigenstes Interesse daran gehabt hätte.

Im übrigen waren die Pharisäer in den kleinen Städten und Dörfern einerseits und die Priester und Sadduzäer im Jerusalemer Hohen Rat andererseits zwei völlig unterschiedliche Gruppen. Die Pharisäer waren eine fromme Laienbewegung, die mit ihrer religiösen Ernsthaftigkeit und dem Bemühen um eine flexible, lebensnahe Auslegung des Gesetzes in der Bevölkerung großes Ansehen genossen. Die Pharisäer sind übrigens auch keineswegs alle gegen Jesus gewesen. Der Hohe Rat dagegen, der sich aus der Jerusalemer Oberschicht rekrutierte, war für die meisten Juden weit weg. Die Evangelien bringen beide Gruppierungen manchmal selber etwas durcheinander.

Der Hohe Rat dachte und handelte in hohem Maße politisch, hatte sich in realistischer Einschätzung der Machtverhältnisse mit den Römern arrangiert, und seine Angehörigen lebten dabei selber ja auch meistens nicht schlecht. Typisch für den Hohen Rat ist Johannes 11,48: „Lassen wir ihn gewähren, dann werden sie alle an ihn glauben, und dann kommen die Römer und nehmen uns Land und Leute.“ Aus Furcht vor römischer Nervosität und einem römischen Blutbad waren sie daran interessiert, die Lage ruhig zu halten, gerade beim Passahfest, das an die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Hieraus ergibt sich ein schlüssiges Motiv, Jesus zu verhaften, und zwar möglichst ohne großes öffentliches Aufsehen. Daß sie ihn töten wollten, ist damit nicht zwangsläufig gesagt (sie hätten ihn selber steinigen können, s.o.). Daß Pilatus die Auslieferung dieses brisanten Gefangenen gefordert hat, wäre historisch jedenfalls sehr viel glaubwürdiger, als daß der Hohe Rat oder gar „die“ Juden ihm Jesus aufgedrängt hätten, damit er ihn kreuzigen läßt.

Wie unter den Pharisäern, so waren übrigens auch im Hohen Rat die Meinungen über Jesus geteilt. Einen Anhänger Jesu im Hohen Rat nennt das Neue Testament namentlich: Joseph von Arimathäa (Lukas 23,50-53).

Mit ziemlicher Sicherheit dürfte jedenfalls die Vorstellung einer aufgebrachte jüdischen Volksmenge, die sich "gegen ihn gestellt" und seine Kreuzigung gefordert hätte, historisch unzutreffend sein. Teilen der sadduzäischen Priesterschaft und anderen hohen Herren im Hohen Rat, die nicht nur um die Ruhe im Land, sondern sicherlich auch um ihrer eigenen Privilegien fürchteten, dürfte die Beseitigung des messianischen Unruhestifters Jesu letztenendes ganz recht gewesen sein. Erst recht galt das für den jüdischen König Herodes, der von römischen Gnaden regierte. Aber gerade die Sadduzäer und die Parteigänger des Herodes hatten in der jüdischen Bevölkerung überhaupt keine Basis.

Die Evangelien des Neuen Testaments sind zwischen 70 und 100 n.Chr. niedergeschrieben worden. Zu einer Zeit also, in der sich zwischen Juden Christen bereits eine bittere Feindschaft entwickelt hatte. Das hat auch die Art und Weise beeinflußt, wie man die Kreuzigung Jesu darstellte: man hat den Römer Pilatus möglichst von aller Verantwortung für den Tod Jesu entlastet und alle Schuld den Juden zugeschoben. Das hat sich auch bereits in den Evangelien stark niedergeschlagen.

Neben der christlich-jüdischen Feindschaft spielte dabei noch etwas anderes eine wichtige Rolle: durch Kreuzigung wurden vor allem Aufständische hingerichtet; für die Christen war es daher wichtig, unter Umständen sogar eine Überlebensfrage, den Römern zu beweisen, daß sie keine Aufständischen waren und an keinen hingerichteten Aufständischen glaubten. Auf die römische Frage, wieso Pilatus ihn denn dann hat kreuzigen lassen, antworteten sie: er habe selber gewußt, daß Jesus kein Aufständischer war, und sei von den Juden dazu gezwungen worden, ihn hinrichten zu lassen.

Anonym2009-06-15T12:41:15Z

Judas hat Jesus verkauft und verraten.

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