Hartz IV: der große Betrug? – Nun auch Betrug bei Maischberger?
Die bei „Menschen bei Maischberger“ vom 03.02.2009 vorgestellte Familie in der TV-Landschaft nicht ganz unbekannt ist und glänzend die von ihr abverlangten Rollen spielen kann, je nachdem, welche Klaviatur gerade gespielt werden muss. In der von „Pro Sieben“ ausgestrahlten Doku-Soap „We are Family - Bruderzoff im Plattenbau! So lebt Deutschland!“ vom 02.02.2009 bekam man einen gegenteiligen Eindruck. Eine Mutter, die ihre 2 Söhne Dominik und Johnny, in einem Zimmer lebend, nicht unter Kontrolle bekommt und sich professionelle Hilfe einer Antiaggressionstrainerin suchen muss. Von den Kindern aus gesehen fehlt es nicht an Geld, sondern an Zeit, die die Eltern nicht haben, um mit ihnen hinauszugehen, sich wirklich um sie zu kümmern, mit ihnen zu spielen, sich um deren Ausbildung zu sorgen. Sie haben wenig Zeit, um zu kochen oder ein Familienleben zu organisieren.
Noch was hat sich geändert: Johnny war auf „PRO7“ als Musterschüler noch auf dem Gymnasium, was die Mutter ganz stolz erzählte, aber in der ARD-Sendung ist er Gesamtschüler und hat starke Schulprobleme.
In dem Exposé zur „Pro-Sieben“ Doku-Soap „We are Family“ von Georg Schönharting und Lukas Lessing heißt es unter anderem:
„Familie Weigl ist wie geschaffen, die aktuelle Unterschicht-Diskussion zu illustrieren: In einer Selbstdarstellung uns gegenüber bezeichneten die Eltern sich als Verlierer der Globalisierung, als Opfer eines „hemmungslosen Kapitalismus“, ja sogar als „Wendeverlierer“, obwohl das Paar zur deutschen Wiedervereinigung erst 13 bzw. 14 Jahre alt war. … Dominick ahnt schon ein wenig, was auf ihn zukommt: Ein harter Kampf um die paar Jobs, die es gibt – oder Hartz IV. Dabei klammert er sich noch – genauso wie sein großer Bruder Jonny – an einen Strohhalm: Berühmtheit zu erlangen durch Auftritte in TV-Shows oder Werbespots, vermittelt durch eine Kinder-Casting-Agentur.“
Dazu Martin Behrsing. Sprecher des Erwerbslosen Forum Deutschland:
„Erneut zeigt die ARD, dass es ihr bei Talkshows, die sich um das Thema Hartz IV drehen, nur um die Bedienung von Klischees geht. Anders als bei „Pro Sieben“ wurde hier zwar keine Familie im Sinne von Thilo Sasrazins "Hartz IV-Rollenverständnis" bedient; dennoch bleibt ein fader Geschmack übrig. Da passt dann auch die am Schluss dominierende Diskussion, wonach angeblich 30 bis 50 Prozent aller Hartz IV-Bezieher Betrug begehen. Ein derartiger unbewiesener Unsinn wird von Sandra Maischberger nicht klar gestellt. Wir erwarten, dass auch die ARD ihre journalistischen Aufgaben wahrnimmt und die Realität kritisch abbildet und hinterfragt. Keineswegs wird eine Doku-Soap-Familie benötigt, die je nach Zielstellung einer Sendung ihre Klaviatur beherrscht.“
Zählen wirklich nur noch die Quoten und lässt man dafür selbst bei den öffentlich -rechtlichen die Wahrheit links liegen.?