Wer kann sich noch daran erinnern?

Menschentrauben von bis zu 20 Personen stehen vorm Fenster vom Dönergrill und beglotzen ungläubig das sich drehende Fleisch, starren auf die Fischauslage des Nordseerestaurants, rennen durch die Supermärkte und schütteln ungläubig jede Kekspackung weil man ihen erzählte das es nur leere Dekokartons sind, hier und dort sieht man Menschen mit Kiwis in den Händen sagen "Ei, gugge ma, was sind den des für kömische Kartöffeln?" und merkwürdige motorisierte Seifenkisten blockierten die Straßen.

Ja, lustig war es damals schon, als die Mauer fiel.

mytilena2009-01-25T03:09:59Z

Beste Antwort

Jeder erlebte den Mauerfall anders.
Je nachdem, aus welchem Teil Deutschlands er stammte, aber auch bei Ost und West gab es große Unterschiede, je nachdem, aus welcher Region er kam. Nicht jeder ehemalige DDR-Bürger sprach einen sächsischen Dialekt. Nicht Jeder wunderte sich über die Supermärkte oder Dönerbuden.
Vielleicht ist das nur mehr aufgefallen, weil gerade solche Verhaltensweisen mehr ins Auge fallen.
Ich erlebte nicht nur den Mauerfall, sondern auch den Mauerbau. Und ich erlebte auch die Nächte vor dem Mauerbau, als auf unserem Bahnhof Panzer verladen wurden und wir Angst vor einem neuen Krieg hatten.
Es gab viele so wie mich, die die BRD von Verwandtschaftsbesuchen schon vor dem Mauerfall kannten.
Auch bevor die Mauer gebaut wurde, kannte ich Westberlin besser als unseren kleinen Ort.
Als ich das erste Mal wieder nach Westberlin fahren durfte, stellte ich fest, dass es zwar mehr Läden gab und alles bunter aussah, aber ich erkannte auch, dass es ebenso Schmutzecken und unschöne Straßen gab.
Als die Mauer fiel, schmunzelte ich auch über ganze Busse, die z.B. aus kleinen Dörfern aus Mecklenburg kamen und aus denen auch Frauen mit Kittelschürze ausstiegen.
Nach dem Mauerfall sind wir viel durch Westdeutschland gefahren und kamen in kleine Ortschaften, die sich kaum von den Dörfern der ehemaligen DDR unterschieden, nur dass die Häuser und Straßen manchmal etwas mehr in Ordnung waren.
Wir sprachen mit Menschen, deren einzige Reise zu Verwandten bestanden hatte, die noch nie im Ausland gewesen waren.
Das gab es in der DDR auch, aber genauso gab es hüben wie drüben Menschen, die ins Ausland reisten, wenn auch von der DDR nur in die sozialistischen Länder.
Als die Mauer fiel, hatte ich schon mehrere Reisen nach Polen, die Tschecholowakei, nach Ungarn und sogar nach Moskau hinter mir.
Da wir nahe Berlin wohnten, hatten wir auch stets Westfernsehen und konnten uns informieren. Die, die es nicht hatten, waren natürlich sehr verblüfft.
Aber auch ich war verblüfft, wenn ich mit Menschen in Westdeutschland in kleinen Orten sprach. Die Denkweise kam mir nicht nur einmal veraltet vor und gerade dort, aber auch in Großstädten fand ich auch vollkommen falsche Ansichten über die ehemalige DDR.
Doch selbst wir, die wir bei Berlin wohnten, wussten lange nicht alles, was sich in anderen Gegenden der ehemaligen DDR abgespielt hatte.
Auch unsere Kinder hatten keine großen Probleme, mit dem Mauerfall zurecht zu kommen, da wir immer offen mit ihnen über alles gesprochen hatten und wir durch Verwandtschaft stets über vieles Bescheid wussten.
Und die meisten Menschen sind auch danach nicht in einen Kosumrausch verfallen. Das waren Einzelne, doch das waren auch meist die, die schon in der ehemaligen DDR sehnsüchtig auf den Geldtag warteten.
Und solche Menschen gibt es auch überall.
Für viele sah es natürlich so aus, wie hier beschrieben, aber in erster Linie deshalb, weil die Menschen damals erst einmal in Massen kamen, um zu gucken.
Was mich jetzt nach 20 Jahren am meisten stört, sind die Schlagzeilen in den Zeitungen, in denen immer noch von Ost und West geschrieben wird, und in denen versucht wird, Propaganda zu treiben, so wie auch Letztens:
10% der ehemaligen DDR-Bürger wünschen sich die Mauer zurück.
Ich weiß nicht, welche Gruppe von Menschen man da befragte, aber Jeder, der sich ernsthaft Politik befasst, müsste wissen, dass es kein Zurück gibt, sondern nur ein Vorwärts. Doch dazu gehört, dass die Mauern in den Köpfen endlich fallen, Vorurteile abgebaut werden und mit falschen Informationen aufgeräumt wird, und das auch in der gesamten Bundesrepublik.

Anonym2009-01-25T02:09:30Z

Die Mauer ist ja teilweise im Gedanken immer noch da,
wenn man in den neuen Bundesländern fährt dann sagt man als "Wessi" ich fahr jetzt in den Osten.
Als ich vor ca. 2 Jahren da mal war da habe ich gedacht die Zeit ist still gestanden.
So ist das halt, in der sicht eines Westdeutschen.

Anonym2009-01-25T00:33:15Z

Ich erinnere mich noch genau wie freundlich wessis und ossis mit einander umgingen. Und was ist heute? der Ossi denkt der Westdeutsche ist überheblich ist und der Wessi hält vom Ostdeutschen auch nicht gerade viel. Klar Missverständnisse gab und gibt es überall, aber solang es noch solche geistig unter bemittelten in Ost und West gibt. Wird sich das nie ändern. Ich persönlich habe auch schlechte Erfahrungen mit Westdeutschen gemacht, aber noch viel mehr gute. Ich bin nicht ein Mensch der nicht vor eingenommen ist. Bei mir bekommen Ostler und Westler genau soviel Düsendampf wenn sie Bullshit reden . Aber ich kann das dumme gefasele... egal ob es ein Ossi oder Wessi ist nicht mehr hören. Und wer mit dieser Situation nicht zurecht kommt der sollte ne Mauer um seine eigene kleine Spieserweld bauen. Achso ja ich bin selber ein Ossi:
Schönen Tag noch.

Quasimodos Klon2009-01-24T21:17:57Z

Ich hatte ja schon immer mit dem Fall der Mauer gerechnet, auch wenn ich dafür als etwas geistig minderbemittelt abgetan wurde. Als es soweit war, lebte ich noch direkt an der Front, als Eingeborener in Berlin. Hatte das am Abend gar nicht mehr mitbekommen und als ich morgens auf die Straße ging, standen überall nur noch Trabbis. Mir war sofort klar, was los ist. Wessis (besser gesagt die Eingeborenen - Wessis waren ja die Westdeutschen, die man daran erkannte, wenn jemand unbeholfen durch den Straßenverkehr eierte - noch ehe man das Nummernschild erkannte - und die Ossis gabs noch gar nicht, das waren damals die Zonies, weil sie ja schließlich in der "Zone" lebten) haben den Ossis teilweise hohe Summen geboten, damit sie einmal selber Trabbi fahren durften, cooles Mietwagengeschäft!
Die Ossis redeten die ganze Zeit davon die Wessis leben im "Konsumrausch". Naja sie selbst sind dem tatsächlich zum Teil verfallen, der Wessi ließ sich von der Angebotsfülle schon lange nicht mehr beeindrucken, im Gegenteil, wenn man sich wegen der vielfältigen Angebotswahl nicht entscheinden konnte, ging man einfach wieder nach Hause.
Bemerkenswert war nur, wie sich bei der Begegnung am Brandenburger Tor wildfremde Menschen in die Arme gefallen sind, die sich ein paar Wochen später die Köppe eingeschlagen haben. Sowas muß man anscheinend unter menschlichem Verhalten als normal abhaken.

Anonym2009-01-24T21:08:22Z

Und als in Berlin die Menschen Schlange standen um die 100,- DM Begrüßungsgeld abholten und sich manche 2-3 mal angestellt hatten.

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