Hören wir einander zu?
Mir fallen immer wieder einmal Fragen auf, in denen der Fragesteller doch einiges an Privatem preisgibt, ein Stück seiner eigenen Geschichte erzählt. Er wird dann üblicherweise mit guten Ratschlägen bombardiert, was aber, wie ich glaube, gar nicht der Sinn der Sache ist. Eher sucht er jemanden, der ihn nicht alleinlässt mit seiner Geschichte, vor allem dann, wenn ihm das, was ihn bedrückt, objektiv reichlich banal vorkommt. Ist es also das Suchen von jemandem, der die Geschichte ernst nimmt, das Zuhören, Verstehen, weil immer irgendjemand Parallelen im eigenen Leben findet? Ist es doch so eine Sehnsucht, wahrgenommen zu werden, als Individuum, als Charakter, als jemand mit einer Geschichte?
Und wir anderen, wir sind wechselseitig die anonymen Zuhörer?