Unternehmen gründen mit schlecht bezahlten Mitarbeitern?

Wie kann es in Deutschland angehen, dass Leute eine Firma gründen bei der schon im Vorfeld feststeht, dass die Mitarbeiter mit Niedriglöhnen beschäftigt werden und der Staat mit einem Kombilohn jeden Arbeitsplatz finanziert? Es gab früher so etwas wie Konzepte und Gewinn-und Verlustrechnungen und wenn ein Gewerbe nicht genug Gewinne erwirtschaften könnte gab es auch kein Geld von der Bank ? Wie können heute so viele Unternehmen gegründet werden bei denen von Anfang an feststeht, dass die Leute schlecht bezahlt werden wie z.B. Pin-Mail ? Meiner Meinung nach sollte das verboten werden das Arbeitsplätze von den Steuerzahlern subventioniert werden und die Unternehmensgründer trotzdem noch damit reich werden und sich dicke Gehälter genehmigen? Denke ich nur alleine so oder sehe ich da auch etwas falsch?

Michael K.2008-06-14T01:37:23Z

Beste Antwort

Wenn Jobs vom Staat gefördert werden, werden sehr wohl ortsübliche Löhne vorausgesetzt.
Bei Kleinunternehmen ist der einzige, der wirklich zu Niedriglöhnen arbeitet, der Besitzer!
Zudem kommt noch folgendes:
Gute Löhne können bezahlt werden, wenn gute Preise für die Dienstleistungen bezahlt werden! Eigenartigerweise wollen die am wenigsten bezahlen, die am meisten nach hohen Löhnen schreien. Dass das irgendwie nicht zusammenpasst, müsste eigentlich jedem einleuchten, tut es aber nicht. Grade die Schreihälse können ja mal mit mir tauschen:
Ich habe eine etwa 80 Stunden Woche, meist an 7 Tagen, habe als Mitarbeiter einen kostenlosen Praktikanten und demnächst noch einen kostenlosen Azubi. Ich würde gerne viele Mitarbeiter hoch bezahlen, aber dann müsste ich die Preise so erhöhen, dass die Kunden ausbleiben!
So einfach ist das! Ihr wollt doch alle Niedrigpreise bei jedem Mist. Daraus folgen Niedriglöhne! Ganz einfach!

leuchtfalter2008-06-14T07:46:14Z

Naja, ob man nun Arbeitslosen Unterstützung zahlt oder einem Unternehmen hilft, Leute zu beschäftigen - wenn letzteres weniger Steuergelder erfordert, ist es doch ok.

Wo der Riegel vorgeschoben gehört, das ist, dass geförderte Unternehmen Gewinne in die privaten Hände der Inhaber spülen oder Gewinne ins Ausland schaffen. Siehe Nokia. Da gehört mal was dagegen getan. Wer Gelder beansprucht sollte jeden Cent Gewinn der über dem Sozialhilfesatz des Chefs liegt, zuerst entweder reinvestieren oder zurückzahlen.

Ansonsten, wenn ein Unternehmer sich selbst nur wenig gönnt und mit Eifer seine Firma hochzieht, dann herzlichen Glückwunsch wenn er ebensolche Mitarbeiter findet. Dem drücke ich die Daumen, ehrlich - und da wären die Gelder auch gut untergebracht.

integralde2008-06-14T06:10:49Z

das problem liegt nicht bei den unternehmern. die nehmen das, was sie kriegen können. was ist das für ein staat, der solche gesetze macht? der staat kann und sollte arbeitslosigkeit nicht in eigener regie lösen. d.h. der staat subventioniert die arbeitsplätze, was offenbar nicht einmal bei den arbeitnehmern gut ankommt.
kehrseite der medaille: vieles, insbesondere dienstleistungen müssten in deutschland teurer sein.
aber wer denkt darüber nach, wenn er eine autobahntoilette benutzt?

Lord M2008-06-14T05:07:38Z

Nun, ich bin frischgebackener Selbständiger, und ich kenne das Problem, dass Du gerade ansprichst. Ich habe im Mai ein kleines Geschäft geöffnet. Ich habe momentan nicht die Möglichkeit, eine gut bezahlte Angestellte zu unterhalten. Dennoch benötige ich Hilfe, wenn ich Waren organisiere, falls ich erkranke etc.

Nun, mein Geschäft läuft im Moment schlecht. Es dauert immer eine Zeit, bis das eine Selbständigkeit funktioniert. Und so lange der Laden schlecht läuft, muss meine Angestellte Kombilohn in Anspruch nehmen, so leid mir das tut.
Langfristig, und so sollte das auch überall sein, will ich ihr natürlich einen guten Lohn zahlen können. Aber wie gesagt, im Moment kann ich nicht.

Leider gibt es verdammt viele schwarze Schafe, die mitlerweile den Futterneid bekommen haben und auf die großen Konzerne schauen. Die Konzerne machen sich überall im Niedriglohnsektor breit, unterhalten zumindest im Ausland Sklaven (anders kann man das schon nicht mehr nennen), und nennen das dann Globalisierung.
Sklaverei ist es, weil schon Kinder für die Schulden ihrer Eltern Akkord arbeiten. Weil die Eltern nicht wirklich eine Existenzgrundlage erwirtschaften und bei Krankheit oder mangelnder Quantität oder Qualität (letzteres ist kaum gefragt) sofort ihren Job und damit ihre Lebensgrundlage verlieren.
Viele Firmen haben auch keine Wahl mehr, sie müssen Dumping-Löhne zahlen, um noch irgendwie konkurrenzfähig zu sein. Dem Geiz sei dank haben fast alle Großunternehmer diesen Lohn eingeführt.

Würden Deutschlandweit flächendeckend Mindestlöhne + Gewinnanteil auch für Gastarbeiter eingeführt werden, und dass Gastarbeiter, die speziell geordert werden, Kost + Logis frei haben, wäre die Konkurrenzfähigkeit zumindest auf dem Lohnsektor gesichert.
Und wenn dann die Importzölle auf Produkte aus unmenschlichen und/oder umweltzuerstörenden Produktionsstätten angehoben werden, wäre der soziale Frieden in Deutschland um einiges sicherer.

Natürlich müssten sich einige Jungunternehmen gewisse Lohnzuschüsse vom Amt holen können, um die ersten 1-2 Jahre zu meistern.

Lucius T Fowler2008-06-14T01:09:37Z

> unternehmen beteiligt, die in der stunde mehr geld bewegen als du beim monopoly gewinnen kannst - denen braucht man nun wirklich beim lohn nicht entgegenzukommen....

Yildiz, Du hast Recht. Wem sind denn die ganzen "Gründungserleichterungen" zugute gekommen? Doch nicht den kleinen Existenzgründern. Wenn die "Großen" mal eben zwei oder zwanzig Millionen an Subventionen einschieben, dann stehe ich im gleichen Moment bei der Bank, um über fünftausend zu verhandeln, mit denen ich ein Geschäft finanziere, das mir fünfhundert bringt. Weil ich keine Aktiengesellschaft bin, sondern ein armer Freiberufler.

Die Sache ist aber noch viel schlimmer. Der Staat selber hat sich mit den 1-Euro-Jobs ans Grundgesetz gewagt, und es gibt keine nennenswerte Gegenbewegung. Um es deutlich zu sagen: 1-Euro-Jobs sind staatlich verordnete Zwangsarbeit, à la Reichsarbeitsdienst, und Zwangsarbeit ist verfassungswidrig. Dass es sich dabei um Zwangsarbeit handelt, ist allein daran schon zu erkennen, dass der eine Euro pro Stunde als "Mehraufwandsentschädigung" und nicht als Lohn berechnet wird, und an der heftigen Sanktionierung, der 1-Euro-Arbeiter ausgesetzt sind, wenn sie den Job ablehnen.

Artikel 4 [Grundgesetz der BRD]
Verbot der Sklaverei und der Zwangsarbeit

(1) Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden.

(2) Niemand darf gezwungen werden, Zwangs- oder Pflichtarbeit zu verrichten.

(3) Nicht als Zwangs- oder Pflichtarbeit im Sinne dieses Artikels gilt
a) eine Arbeit, die üblicherweise von einer Person verlangt wird, der unter den Voraussetzungen des Artikels 5 die Freiheit entzogen oder die bedingt entlassen worden ist;
b) eine Dienstleistung militärischer Art oder eine Dienstleistung, die an die Stelle des im Rahmen der Wehrpflicht zu leistenden Dienstes tritt, in Ländern, wo die Dienstverweigerung aus Gewissensgründen anerkannt ist;
c) eine Dienstleistung, die verlangt wird, wenn Notstände oder Katastrophen das Leben oder das Wohl der Gemeinschaft bedrohen;
d) eine Arbeit oder Dienstleistung, die zu den üblichen Bürgerpflichten gehört.

Worunter fallen denn genau 1-Euro-Jobs und Niedriglohnarbeiten unter der Androhung des Entzugs der Lebensgrundlage?

Meiner Meinung nach genau unter das Verbot des Artikels 4.

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