Warum hält die Katholische Kirche eigentlich immer noch an diesen Zwang zu Zölibat fest?

Wäre es nicht wirklich sinnvoller die Entscheidung zum Zölibat jeden selbst zu Überlassen.

2008-04-24T09:29:34Z

@Der Junge:Und wo hat Gott festgelegt das ein Katholischer Geistlicher,keine weitere Familie haben darf.

2008-04-24T22:52:33Z

@Der Junge:Zumindest ein Jünger Jesus hatte aber definitiv Familie,wie verträgt sich den das jetzt schon wieder mit deinen aussagen

Anonym2008-04-25T13:48:03Z

Beste Antwort

Wenn es mich nicht täuscht, so sagte Jesus,
wer mein Jünger sein will, entsage der Frau und folge mir nach.

christopher2008-04-25T14:19:35Z

weil sie damit die perversen neigungen vieler priester unterstützen möchte.

Conrad2008-04-24T20:23:42Z

Damit die sexuell fehlorientierten Priester sich nicht dadurch outen müssen, daß sie mit Frauen nichts anfangen können. Der Zölibat hat ja eine ganze Gemeinschaft von Fehlorientierten geschaffen. Der Zölibat, ursprünglich zur Sicherung des Kirchengutes geschaffen zwingt die Kirche nun zur Beibehaltung und nun ist der Weg zurück verstellt. Ein Dilemma....

whyskyhigh2008-04-24T20:21:55Z

weil es sinnvoll ist.

Schmetterlingsfrau2008-04-24T18:06:40Z

Warum die katholische Kirche schlecht beraten wäre, den Zölibat zu opfern
Verzicht auf irdische Freuden als Signal der Stärke ans strenggläubige Publikum

In der katholischen Kirche ist der Zölibat, also das Versprechen der Ehelosigkeit als Vorbedingung für die Priesterweihe, Gegenstand von Debatten. Der verbreiteten Ansicht, diese Regelung sei für die Kirche vor allem eine Belastung, halten die Autoren hier entgegen, dass der Zölibat für die katholische Kirche aus ökonomischer Sicht ein effizientes Instrument darstellt, um sich auf dem Markt für Spenden und Beiträge gut zu positionieren. (Red.) ...



In der katholischen Kirche ist der Zölibat, also das Versprechen der Ehelosigkeit als Vorbedingung für die Priesterweihe, Gegenstand von Debatten. Der verbreiteten Ansicht, diese Regelung sei für die Kirche vor allem eine Belastung, halten die Autoren hier entgegen, dass der Zölibat für die katholische Kirche aus ökonomischer Sicht ein effizientes Instrument darstellt, um sich auf dem Markt für Spenden und Beiträge gut zu positionieren. (Red.)

Der Zölibat - also das Versprechen der Ehelosigkeit als Vorbedingung für die Weihe zum katholischen Priester - steht in der öffentlichen Diskussion unter Dauerbeschuss. Auch im Kirchenvolk selber wird der Zölibat hinterfragt, nicht zuletzt weil eine Verbindung zu dem gerade in ländlichen Gegenden herrschenden Priestermangel gesehen wird. Dass die Kritik am Zölibat stellenweise irrationale Züge annimmt, zeigt die 2002 auf ihrem Höhepunkt angelangte Pädophilie-Affäre in der katholischen Kirche der USA. In einer Umfrage von ABC News waren 75% der Befragten überzeugt, der Zölibat sei die eigentliche Ursache des Kindsmissbrauchs, obwohl alle verfügbaren empirischen Daten eine geringere Pädophilie- Wahrscheinlichkeit unter katholischen Priestern als unter «normalen» Männern belegen.

Konkurrenz durch kleine starke Gruppen
Trotz dem erheblichen Gegenwind hält der Vatikan indessen unbeirrt an dem im Regelwerk Codex Iuris Canonici verankerten Zölibat fest. Aus der Perspektive der Ökonomie betrachtet, gibt es dafür gute Gründe. Zwar weist der Zölibat für die Kirche offensichtliche Kosten auf - wie beispielsweise die schwierige Suche nach Priestern -, jedoch sind mit ihm auch nützliche Effekte verbunden. In einer Welt, in der einerseits eine zunehmende Anzahl von Personen zu passiven Kirchenmitgliedern wird und in der anderseits eine steigende Zahl von Glaubensgemeinschaften um die Gunst der aktiven Gläubigen wirbt, nimmt für die katholische Kirche auch die Notwendigkeit einer stärkeren Positionierung und Abgrenzung gegenüber alternativen Kirchen zu.

Im Folgenden wird dargelegt, warum der Zölibat bei dieser Positionierung ein effektives strategisches Instrument darstellen kann. Während in Europa religiöse Fragen vor allem in theologischen Kreisen wissenschaftlich diskutiert werden, hat sich im angelsächsischen Raum schon vor längerem auch die Ökonomie dem Bereich der Religion zugewandt; mit der «Economics of Religion» ist eine Teildisziplin der Ökonomie entstanden. Anscheinend spielten ökonomische Überlegungen bereits bei der Einführung des Zölibats eine wesentliche Rolle.

Diffusion des Vermögens verhindern
Über die Notwendigkeit der Ehelosigkeit und der sexuellen Abstinenz gab es in der katholischen Kirche seit der Professionalisierung des Priesteramtes eine andauernde Diskussion. Eine zwingende Voraussetzung für die Priesterweihe wurde der Zölibat aber erst nach dem 2. Laterankonzil um 1139. Zu dieser Zeit hatten sich Kultur und Eigentumsverhältnisse der Germanen in Europa ausgebreitet. Kirchen und ihre Güter gehörten nicht den Kirchengemeinden, sondern waren meist im Besitz der Landesherren, auf deren Boden sie standen. Diese konnten sich selber und ihre Kinder in Priester- und sogar Bischofsämter einsetzen und diese mitsamt dem physischen Vermögen weitervererben.

Durch diese Entwicklung sah sich die als Zentralkirche konzipierte römisch-katholische Kirche vermehrt mit einer Diffusion der Kirchengüter sowie einem abnehmenden Einfluss konfrontiert. Der Zölibat war zweifelsohne ein mächtiges Instrument, um diese Entwicklung zu stoppen. Auch wenn Argumente wie Reinheit und gänzliche Aufopferung für die Kirche in den Vordergrund der Begründungen für den Zölibat gerückt wurden, dürfte die Bannung dieser Diffusions-Gefahren eine wichtige Triebkraft für Papst Benedikt VIII. gewesen sein, bereits an der Synode von Pavia um 1022 ein Eheverbot für Priester zu verlangen. Heute ist das Argument der Kirchengüter-Diffusion weitgehend irrelevant, denn Eigentum ist in modernen Rechtsordnungen auf andere Weise durchsetzbar. Ökonomisch gesehen scheinen auf den ersten Blick für die katholische Kirche nur Kosten mit dem Zölibat verbunden zu sein - besonders das Problem, eine ausreichende Anzahl von Priestern zu gewinnen. Dies wirft die Frage auf, warum die katholische Kirche diese kostspielige und von vielen kritisierte Praxis heute noch aufrechterhalten sollte.

Das Argument, hier handle es sich um ein Dogma, das unabhängig von seiner Zweckmässigkeit nicht mehr hinterfragbar sei, greift zu kurz. Dafür spricht nicht nur der Umstand, dass der Zölibat in den Anfängen der römisch-katholischen Kirche eine eher untergeordnete Rolle spielte und dass er in den sogenannten katholischen Ostkirchen heute noch keine Voraussetzung für die Priesterweihe darstellt. Papst Benedikt XVI. stellt diesen Punkt selbst klar (Ratzinger, «Salz der Erde», S. 176-180): «Es ist kein Dogma. Es ist eine Lebensform, die in der Kirche gewachsen ist und die natürlich immer die Gefahr des Absturzes mit sich bringt. Sicher wird sich die Kirche die Frage immer wieder stellen müssen, sie hat es jetzt auch in zwei Synoden getan.»

Strenggläubige zahlen mehr
Es ist also legitim, den Zölibat als strategische Wahlvariable der Kirche zu interpretieren, dessen Anwendung unter langfristigen Vorteil-Nachteil- Erwägungen erfolgt. Ökonomische Vorteile für die Kirche sind vor allem dann zu erwarten, wenn der Zölibat positive Einflüsse auf das Verhalten, das Engagement, die Spendenbereitschaft oder die Anzahl der Kirchenbesuche von Gläubigen hat. Aus Ländern, in denen unterschiedliche christliche Glaubensgemeinschaften existieren, die nicht über staatlich erhobene Steuern finanziert werden, weiss man, dass Spendenbereitschaft, Anzahl Kirchenbesuche oder Freiwilligenarbeit für eine Glaubensgemeinschaft stark mit deren konservativer Ausprägung korreliert sind. Dieser Zusammenhang ist insbesondere für die USA umfangreich empirisch erforscht.

Strenggläubige, die in konservativ orientierten Kirchen ihre eigenen Werte gespiegelt finden, haben offenbar eine höhere Beitragsbereitschaft. Dieser empirische Tatbestand lässt sich auch theoretisch plausibel interpretieren. Ein ganz zentrales Element des Christentums ist der Glaube an das ewige Leben. Wird das christliche Weltbild etwas vereinfachend auf dieses zentrale Element fokussiert, lässt sich wie folgt argumentieren: Wer als totaler Atheist von seinem endgültigen biologischen Tod ausgeht, hat gar keinen Anlass, im Diesseits Opfer für den Zugang ins Paradies zu bringen. Je stärker aber ein Christ an die Möglichkeit des Lebens nach dem Tode im Königreich Gottes glaubt, desto lohnender wird es ihm erscheinen, sein Leben so zu gestalten, dass er zu den Auserwählten gehören wird. Im Allgemeinen wird der Zugang zum Paradies als umso wahrscheinlicher erachtet, je stärker sich ein Mensch im Diesseits an den Grundregeln der Religion orientiert beziehungsweise je stärker er sich religiös engagiert - dies kann beispielsweise durch Kirchenbesuche, Freiwilligenarbeit oder finanzielle Zuwendungen an die Kirche oder an Bedürftige geschehen. In jedem Fall ist mit dem Engagement auch ein Verzicht auf Konsum, Freizeit oder weltliche Vergnügen verbunden.

In extrem ausgeprägten Glaubensgemeinschaften - beispielsweise in fundamentalen Sekten - leben die Gläubigen in äusserst asketischer Weise. Die Bereitschaft für einen derartigen Verzicht ist ganz offensichtlich am stärksten ausgeprägt, wenn eine Person einen sehr starken Glauben hat. Darüber hinaus belegen verschiedene Studien, dass religiöses Engagement und Spendenbereitschaft im Alter tendenziell ansteigen. Wenn der Zeitpunkt des Todes näher rückt, gewinnt die Option eines Weiterlebens im Jenseits an Relevanz.

Auf der Suche nach dem Zielpublikum mit hoher Zahlungsbereitschaft

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen kann es einer Kirche nicht einfach nur darum gehen, die Anzahl ihrer Mitglieder zu maximieren. Vielmehr ist auch die Struktur der Mitglieder von höchster Relevanz. Eine Kirche mit vielen «glaubensschwachen» und passiven Mitgliedern kann langfristig nicht überleben - besonders wenn ihre Finanzierung nicht mehr von steuerlichen Zahlungen, sondern, wie es in den meisten Ländern der Welt üblich ist, von freiwilligen Beiträgen abhängig ist. Wie aber kann eine Kirche glaubwürdig und nachhaltig konservative Werte kommunizieren, um das gewünschte «Zielpublikum» mit höherer Beitragsbereitschaft anzusprechen?

Verzicht als Signal der Stärke
In kleineren Glaubensgemeinschaften funktioniert diese Kommunikation direkt und unmittelbar. In solchen Gruppen oder Gemeinden ist die asketische Lebensweise direkt erfahrbar, und es erfolgt eine gegenseitige soziale Kontrolle; ein Abweichen von den Regeln der Glaubensgemeinschaft wird zum Beispiel mit einem Ausschluss bestraft.

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