Wie arbeitete ein Lokführer vor ca. 30 Jahren - und heute?
Ich bräuchte für einen Artikel Informationen über die Arbeit eines Lokführers in den 70er/80er Jahren; was sind die entscheidenden Unterschiede im Berufsbild im Unterschied zu heute? Wie haben sich die Anforderungen verändert? Computersteuerung usw... Bitte nennt mir auch "Ansprechpartner" oder Websites, wenn Ihr welche kennt, herzlichen Dank!!!
Lokführer waren bei der heutigen DB AG, damals noch Deutsche Bundesbahn (DB) im Westen und Deutsche Reichsbahn (DR) im Osten (ehemalige DDR, die heutigen 5 neuen Bundesländer), im Westen verbeamtet im Osten nur Angestellte. Bei der DB wurde im Personenverkehr bis 1978 und teilweise im Güterverkehr noch bis 1984 mit Dampfloks gefahren. Bei der DR waren Dampfzüge noch bis 1993 im täglichen Einsatz. Früher durften Lokführer nur ihrer Ausbildung entsprechend eingesetzt werden, Bedingung war bei der DB eine abgeschlossene Berufsausbildung in Elektro- oder Metallberufen. Ein Lokführer mit Elektroberufsausbildung fuhr überwiegend elektrische Triebwagen und / oder elektrische Lokomotieven. Ein Lokführer aus Metallberufen fuhr überwiedend nur auf Diesel- und Dampflokomotieven, auf Dampflokomotieven allerdings nur, wenn er sich vom Heizer beginnend nach einigen Jahren hochgedient hat oder gleich als Ingenieur (mehrjähriges Maschinenbaustudium) anfing. Das Sitzen wie in modernen Triebwagen, war unüblich, wie der Name Führerstand schon sagt, stand der Lokführer auf seinen Arbeitsplatz und federte die rüttelnden Bewegungungen mit seinen Beinen ab und nicht wie heutzutage üblich mit seiner Wirbelsäule beim Sitzen im gepoldterten und gefederten Sitz. Bandscheibenvorfälle hat es früher nur bei Lokführern gegeben, die ihre Arbeit überwiegend im Sitzen verichteten. Die Dienstschichten eines Lokführers waren früher oft länger als heutzutage, denn die Vor- und Nachbereitung seines Arbeitsmittels, der Lokomotieve, sowie deren Wartung in Bahnhöfen, gehörte mit zum Berufsbild des Lokführers.
Das Fahren von Dampflokomotieven galt früher als der härteste Job, Schichten bis 16 Stunden an sechs Tagen in der Woche waren keine Seltenheit. Der Lokfüher war für seine Lokomotieve verantwortlich, ebenso für seinen dienstgradtechnisch unterstellten Heizer. Auf Bahnhöfen gehörten Wartungsarbeiten wie Lager abschmieren, ebenso zu den Aufgaben. Während der Fahrt muÃte der Lokführer dem Heizer die Feuerungluke öffnen und schlieÃen, denn blieb die Feuerluke längere Zeit offen, führte das zum Leistungsabfall des Dampfdrucks und somit zum erhöhten Kohleverbrauch, sparsames Fahren (geringer Kohleverbrauch) war eine wichtige Sache und wirkte sich beim Lokführer auch im Lohn aus, da ihm bei überwiegend hohem Verbrauch Geld abgezogen wurde. Unfälle jeglicher Art and der Lokomotieve und den Bahnanlagen, die der Lokführer zu verantwoirten hatte, muÃten anteilig vom Sold (Lohn) bezahlt werden. Dem Beruf des Lokführers ging die mehrjährige Ausbildung zum Heizer voaus. Der Heizer, befeuerte die Dampflok, machte überwiegend Wartungsarbeiten, schmierte die Lager, war verantwortlich für das Befüllen mit Brennstoff, Wasser und Bremssand, war verantwortlich für die Sauberkeit auf der Lok und muÃte bei Kohlegefeuerten Loks ca. 2 Tonnen Kohle pro Stunde in die Feuerbüchse schaufeln, die Kohleschafel war meistens breiter, als die Feuerluke schmal war, zielgenaues SchmeriÃen der Kohle war üblich, es durfte aber keine Kohle im Führerstand landen, manche Lokführer zeichneten einen Kreidestrich in den Führerstand, den der Heizer wärend der Fahrt nicht überschreiten durfte, auÃer in Bahnhöfen oder vor oder nach der Fahrt. Auf Diesel- und E-Loks, wo mit 2 Mannbetrieb gefahren wurde, hatte der zweite Lokführer, die Signalstellungen und Gefahren zu überwachen, sowie Instrumente im Maschinenraum zu überwachen. Auf Bahnhöfen wo rangiert werden muà und kein Rangierer vor Ort ist, muÃte der Lokführer die Rangieraufgaben mitübernehmen, was heutzutage auch noch so ist.
Geteilte Schichten, abends ein paar Stunden und nach einer Ãbernachtungen in abgelegenen Gegenden am Morgen die restlichen Diensstunden waren unvermeidbar, die meisten ländlichen Bahnhöfe hielten Ãbernachtungsquartiere für das Zugpersonal bereit. Nur in den Ballungsräumen von GroÃstädten, meistens im S-Bahnverkehr, gab es geregelte Arbeitszeiten und 8 Stundenschichten. Durchfall, war ein Krankschreibungsgrund für einen Lokführer, es sei denn, daà ein Toiletteneimer mitgenommen wurde, der war aber nicht immer erlaubt.