Diese Frage liegt mir sehr am Herzen, da es mich selbst betrifft. Kann man emotionale Störungen davontragen, wenn man als Kleinkind aufgrund einer Kuhmilchallergie, ca 3 Monate in einem Glaskasten verbringen musste ohne zwischenmenschlichen Kontakt zu den Eltern? Bei mir war das der Fall und ich habe seit jeher grosse Probleme, Beziehungen einzugehen bzw. zwischenmenschliche Nähe zuzulassen. Man sagt ja, dass Erlebnisse im Baby/Kleinkindalter einen prägenden Einfluss hinterlassen können. Es geht mir dabei nicht um Schuldzuweisungen sondern ich möchte es einfach nur verstehen. Auch verspüre ich z.B. ein eher neutrales Gefühl, wenn ich jemanden umarme.(weder positiv noch negativ) Beim "Psychofritzen" war ich deswegen noch nicht und möchte das auch wenn's geht vermeiden. Wäre schön, wenn sich dazu mal jemand, wenn möglich mit psychologischem Hintergrund, äussern könnte. Thanx.
Anonym2008-02-24T14:24:53Z
Beste Antwort
Leider kenne ich mich bei Friedrich Wilhelms Thema nicht so aus. Ich meine grundsätzlich klar, dass es Probleme mit Lactoseverträglichkeit gibt usw. Epilepsei verursacht usw.
Aber ich glaub, dass bei dir der springende Punkt ist, dass du Angst hast, das dich drei Monate ohne zwischenmenschlichen Kontakt zu dem sozialen Menschen gemacht haben der du heute bist.
Nun gab es nach der Öffnung des eisernen Vorhangs einige Langzeituntersuchungen an Kindern, die aus Ost-Block Waisenhäusern kamen und dort unter den erbärmtlichsten Bedingungen, von Geburt an, dort untergebracht wurden. Soll heißen, die wurden gerade mal gefüttert und dann wieder weggesperrt. Jahrelang! Man kann sich vorstellen, wie hoch die Todesraten dort waren.
Aber die, die überlebten wurden dann (also hier in dieser Studie verfolgt) wurden in englische Familien gebracht. Die Familien wussten von ihrer Herkunft und waren auch dementsprechend motiviert. Und diese Kinder hatten nun wirklich weder das was man Urvertrauen nennt noch Bezugsperson.
Auf jedenfall war es so, dass innerhalb weniger Jahre kein Unterschied zwischen diesen Kindern und einer Kontrollgruppe englischer Kinder hinsichtlich kognitiver und sozialer Fähigkeiten bestand.
Der Grund war einfach die neue Umwelt (also die englische Familie, die so motiviert war) die den Kindern einen ganz normale Entwicklung ermöglichte. Was nutzt es, die besten Gene zu haben, wenn man nie auf eine Umwelt trifft, die sie einen entfalten lässt - oder - was nützt eine gute Umwelt, wenn man nicht die entsprechenden Gene besitzt? -> Genom-Umwelt-Interaktion
Ich würde prinzipizell vorsichtig sein, wenn man über Ur-Vertrauen spricht. Ein Freudscher Begriff und der Psychoanalyse kann man mehr als kritisch gegenüber stehen! Braucht der Junge wirklich einen Vater um sich mit ihm zu identifizieren und zum Mann zu werden? Was ist mit Kindern, die ohne Väter groß geworden sind? Werden das schlechtere Menschen?
Beschäftige dich mal lieber mit der Bindungstheorie von Bowlby und Ainsworth. Die sprechen davon, das es davon abhängt, wie die Bindung zu den Eltern war, und wie sehr diese Bindung sich dann auf die eigenen Bindungen im Erwachsenenalter übertragen. Und da sind dann bestimmt fragen, die du dir selbst stellen musst, wie es war. Weißt, wir alle schauen wenn wir klein sind nach oben und denken "wow, ihr seit alles für mich, es kann keine größeren als euch geben" Aber je älter man wird, desto mehr man von der Welt sieht, desto mehr wird einen bewusst, dass man selbst nur ein kleines Rad ist und auch seine Eltern nicht unbesiegbar sind.
Das ist ein gewisser Abschied, den man in seinem Denken nehmen muss. Aber man darf auch niemanden böse sein. Denn wer weiß, wie man selbst in irgendwelchen Situationen sich verhalten hätte.
Ein frühkindliches Trauma. Kasein-Allergien destabilisieren das Gehirn und können sogar eine Epilepsietendenz bewirken. Das Allergen bewirkt einen Schock, der beim Kleinkind das Urvertrauen minimiert. Würde Core-Belief-Therapie empfehlen (über Firma i-health).