Wie motiviere ich zum weiteren Schulbesuch?

Meine Tochter (19) hat mir gerade mitgeteilt, dass sie die Schule schmeißen will, weil das einfach nicht ihr Weg sei. Sie möchte das Abi dann auf der Abendschule machen, aber diesen Trott und ihre Mitschüler würde sie nicht mehr verkraften. Sie war eine Weile sehr krank und ist nun noch frustrierter als vorher.
Klar, der andere Weg geht auch, aber er ist viel schwerer als er heute noch aussieht und andererseits ist die Tatsache, dass man aufgibt immer ein Makel, den sie sich später selbst vorwerfen wird. Ich weiß, dass sie falsch entscheidet, wenn sie abbricht, wie mache ich es ihr verständlich?

Anonym2007-11-15T03:37:34Z

Beste Antwort

Hallo,

ich befüchte garnicht. Die Entscheidung ist lange vor der Verkündung gefallen.
Aber dennoch, versuchen solltest Du es.
Argumente:
1. Vollständige Freiheit der Berufswahl. Mit Abitur kann man im Prinzip alles werden. Mit anderen Abschlüssen nicht
2. Nicht als Versager dastehen und bei jedem Personalchef erneut erklären müssen, warum man das abgebrochen (und dann evtl. doch nachgeholt) hat.
3. Mit 19 müßte das Ziel doch in greifbarer Nähe sein! Wozu die ganze Maloche vorher, wenn man es dann nicht zu Ende bringt? 2 Jahre für die Katz?
4. Kein Wissen bleibt so lange haften, wie das Schulwissen (eigene Erfahrung). Von der breiten Allgemeinbildung zehre ich bis heute.
5. Es ist eine vertane Chance.
Noch etwas: Irgendwo in Deiner Beschreibung schimmert durch, daß die Gründe im Umfeld und nicht der Herausforderung Abitur an sich liegen.
Bringt vielleicht ein Schulwechsel etwas? Ihr solltet noch mal über die wahren Gründe reden und wenn es das ist, was ich denke, gibt es nur eines:
All den anderen Pfeifen zeigen, daß man es auch ohne sie oder sogar gegen sie packt.
Da braucht Deine Tochter aber dann richtige moralische Unterstützung aus ihrem privaten Umfeld (Familie, Freund, beste Freundin etc).

Gruß

Tom

Fiesminz2007-11-15T06:52:16Z

Hi,

also gut fand ich den Hinweis, dass die Entscheidung schon lange vorher gefallen ist. Du wirst akzeptieren müssen, dass deine Tochter erwachsen ist.

Was glaube ich ein großer Fehler wäre, die Probleme deiner Tochter nicht ernst zu nehmen. Du willst natürlich, dass sie sich keine Steine in den Weg legt, aber letztendlich bist du die Person, der die Tochter vertrauen können soll und an die sich die Tochter mit ihren Problemen wenden soll.

Du solltest genau erfahren, welche Probleme deine Tochter mit den Mitschülern hat. Wird sie gehänselt, ist sie bei den anderen nicht akzeptiert, ist sie eine Außenseiterin? Wenn es keine Ernsthaften Probleme in eine solche Richtung gibt und sie wirklich nur null Bock hat, kannst du dir überlegen, ob du sie einfach nötigst weiterhin in die Schule zu gehen. Evtl. hilft ja ein Psychologe bei der Analyse der Probleme.

Wenn es nämlich Probleme gibt, worüber sie nur nicht redet, so wirst du dich entscheiden müssen zwischen deiner Tochter und einer Vorstellung von Tochter. Dieses ist ein weit verbreitetes Problem in unserer Gesellschaft. Wir wollen die Leute oft so, wie sie nicht sind, und verdrängen das, was wirklich wichtig ist.

Also: finde heraus, was wirklich hinter der Entscheidung deiner Tochter steht, auch mit professioneller Hilfe und nimm diese Probleme ernst. Sei für deine Tochter da. Wenn es nur sehr kleine Probleme sind (vorsicht: was klein ist, kann absolut unterschiedlich empfunden werden) kannst du ihr deine Bedenken erklären. Aber wenn du dich quer stellst, wirst du eine Schranke in Eurer Beziehung aufbauen. Auf der einen Seite deine volljährige Tochter mit ihren Problemen, auf der anderen Seite du, mit einer bestimmten Vorstellung von Tochter.

Im übrigen haben heutzutage auch diejenigen mit einem makellosen Lebenslauf Probleme einen Job zu finden. Das Abitur an einer Abendschule nachzuholen ist zwar zeitraubender, wird von den Personalchefs allerdings eher als positiv bewertet. Es zeugt von Engagement und Durchhaltevermögen.

Anonym2007-11-15T03:53:28Z

Habe selbst eine Tochter, die ist 15 Jahre alt. Sie hat im Moment so ein wenig die "Null-Bock-Phase".. Zur Motivation, die Schule nicht hinzuschmeißen, b.z.w. die Lust daran, weiter zu machen, erweckt man durch eine "Ross-Kur" wieder:
Ins örtliche Arbeitsamt gehen (am besten ein großes), da kann sie sich die Menschen verschiedener Herkunft, ohne Arbeit gerne einmal live vor Ort anschauen. Die Verzweiflung und die Angst im Blick derer, die am Rande stehen, weil sie entweder keine Arbeit bekommen, weil´s momentan schlecht auf dem Arbeitsmarkt aussieht, oder die keine Arbeit bekommen weil sie "Minder-Qualifiziert" sind, sprich Schulabrecher u.s.w.!
In eurer Stadt oder Gemeinde gibt es sicherlich einen Treffpunkt, wo sich die Obdachlosen und die Hoffnungslosen und "Gestrandeten der Gesellschaft" treffen, dort bitte mal mit ihr hingehen, sie soll sich das ruhig mal "reinziehen", diese Lebenssituation kann zwar letztendlich jeden Treffen, aber wer eine qualifizierte Ausbildung in Form von abgeschlossenem Schulabschluss oder eine Lehrstelle "in der Tasche" hat, für den ist der soziale Abstieg in weite Ferne gerückt.
Zuletzt noch ein Tipp:
Mit ihr eine örtliche "Suppenküche" (Speisung für sozial benachteiligte Personen, "Tafel" genannt) besuchen, dort sieht sie auch Kinder, Leute in ihrem Alter und erwachsene, denen es sehr schlecht geht!
Für alle Kritiker dieses Beitrages:
Hier geht es NICHT um Voyorismus! Auch nicht um Sightseeing! Hier geht es darum einem jungen Menschen ohne Motivation und Perspektive eine Richtung und einen Anstoss zu geben, weiter seine Ausbildung in Form von adäquater Schulbildung zu praktizieren!!!!
Es ist zwar in diesem Falle kein Vergleich, aber so ähnlich wird es auch mit jugendlichen Straftätern gehandhabt. Die werden von einem entsprechenden Sozialarbeiter auch dahingehend motiviert nicht im Gefängnis zu landen, und sei es mit Hilfe von einem Probe-Besuch im Gefängnis.
Klar sind meine Tipps ziemlich derbe, aber vergessen wir die Realität nicht: Eine sehr große Anzahl der Harz4-Empfänger in Deutschland sind junge Arbeitslose, die die Schule abgebrochen haben, und wenn solch eine "Maßnahme" hilft ein Kind vor diesem Weg zu bewahren, dann ist diese "Schock-Therapie" nur rechtens!